Die aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie in kompakter Form:


Niederlande verhängen nächtliche Corona-Ausgangssperre 

Die Niederlande verhängen wegen anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen eine nächtliche Ausgangssperre. Das Parlament stimmte dem umstrittenen Vorhaben von Ministerpräsident Mark Rutte zu. Das Ausgangsverbot zwischen 21.00 und 04.30 Uhr tritt am Samstag in Kraft und soll bis mindestens 9. Februar gelten. Bei Verstößen droht eine Geldstrafe in Höhe von 95 Euro. Damit verhängt das Land erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg eine Ausgangssperre. Rutte begründete den Schritt mit der "großen, großen Sorge, die wir alle haben", angesichts der deutlich ansteckenderen britischen Corona-Mutante. Der Vorstoß wurde unter anderem vom Rechtspopulisten Geert Wilders als "unverhältnismäßig" kritisiert.


Südafrika zahlt für Vakzin von Astrazeneca zweieinhalb Mal so viel wie Europäer 

Südafrika ist von der Corona-Pandemie nicht nur besonders stark betroffen, sondern wird offenbar für die Eindämmung der Krankheit auch besonders stark zur Kasse gebeten. Das Gesundheitsministerium in Johannesburg teilte am Donnerstag mit, dass das Pharmaunternehmen Astrazeneca für seinen Impfstoff umgerechnet 4,30 Euro in Rechnung stelle. Das ist etwa zweieinhalb Mal soviel wie die 1,80 Euro, die laut Informationen einer belgischen Staatssekretärin von den Europäern verlangt werden. Die 1,5 Millionen Impfstoff-Dosen von Astrazeneca, die in den kommenden Wochen in Südafrika eintreffen sollen, werden in Indien vom Serum Institute of India (SII) hergestellt. Die Preise der Impfstoffe sind ein sensibles Thema. Die Weltgesundheitsorganisation rief kürzlich die Regierungen dazu auf, keine bilateralen Verhandlungen mit den Pharmakonzernen mehr zu führen.


EU-Gipfel berät über gemeinsame Strategie gegen mutierte Corona-Erreger 

Die EU-Staats- und Regierungschefs haben am Donnerstagabend eine Video-Konferenz über den weiteren Kurs in der Corona-Pandemie begonnen. EU-Ratspräsident Charles Michel eröffnete das Treffen, wie dessen Sprecher auf Twitter mitteilte. Im Zentrum steht die Eindämmung neuer Varianten des Coronavirus, die sich schneller verbreiten als der ursprüngliche Erreger. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte vor dem Treffen ein entschlossenes und abgestimmtes Vorgehen, um die Ausbreitung der mutierten Erreger zu verhindern. Sie schloss Grenzkontrollen als letztes Mittel nicht aus, wenn Nachbarländer nicht genug täten. Sie wolle dies aber möglichst vermeiden, betonte die Kanzlerin.


Ungarn lässt als erstes EU-Land russisches Sputnik-Vakzin gegen Corona zu 

Als erstes EU-Land hat Ungarn am Donnerstag grundsätzlich grünes Licht für den russischen Anti-Corona-Impfstoff Sputnik V gegeben. Der Kabinettschef des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, Gergely Gulyas, verknüpfte diese Ankündigung mit einer Kritik an der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA, die ihre Entscheidungen zur Eindämmung der Corona-Krise "unglücklicherweise außerordentlich langsam" treffe. Ungarn will daher auch großflächig den Corona-Impfstoff einsetzen, der von dem chinesischen Pharma-Giganten Sinopharm angeboten wird. Die ungarischen Behörden gaben laut Gulyas vorerst die Verimpfung von Sputnik V und dem Impfstoff AstraZeneca frei, der in Großbritannien bereits zugelassen ist.


Lindner: Kanzlerin lässt die Menschen im Unklaren 

FDP-Fraktionschef Christian Lindner hat die Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur weiteren Strategie in der Corona-Pandemie scharf kritisiert. "Die Bundeskanzlerin lässt die Menschen auch nach ihrer Pressekonferenz im Unklaren, wie ihre Langfriststrategie gegen Corona aussieht", sagte Lindner der Neuen Osnabrücker Zeitung. Merkel setze "auf das Prinzip Vorsorge, ohne eine ausreichende Datengrundlage insbesondere über die Corona-Mutationen zu haben". Nötig sei neben einer nationalen Kraftanstrengung zum besseren Schutz der vulnerablen Gruppen vor allem eine Perspektive zur Öffnung des Landes. "Hier ist dringend ein Stufenplan mit klaren Kriterien erforderlich, der eine regional differenzierte Herangehensweise ermöglicht", sagte Lindner.


Merkel verteidigt Maßnahmen von Bund und Ländern 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Corona-Beschränkungen verteidigt und sich überzeugt gezeigt, dass damit eine erneute Zunahme der Neuinfektionen verhindert werden kann. Bei einer Lockerung hätten Schulen und Kitas Priorität, hob sie bei einer Pressekonferenz hervor. "Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Phase der Pandemie", sagte sie. Man müsse die von der Virusmutation ausgehende Gefahr sehr ernst nehmen. "Wir dürfen nicht warten, bis die Gefahr auch bei uns greifbarer wird", warnte sie. "Dann wäre es zu spät, um eine dritte Welle der Pandemie und gegebenenfalls eine noch heftigere als zuvor zu verhindern. Wir können das noch verhindern."


Ifo-Institut erwartet deutliche Rückschläge für Kitakinder 

Die Bildungsökonomin des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Larissa Zierow, erwartet als Folge der Corona-Lockdowns "deutliche Rückschläge" auch für Kita-Kinder. "Die Schere in der Entwicklung zwischen gut geförderten und benachteiligten wird auf jeden Fall weiter aufgehen", sagte sie dem Handelsblatt. Das betreffe mitnichten nur eine kleine Randgruppe. "Wir können davon ausgehen, dass mehr als ein Drittel aller Kinder benachteiligt sind und merklich darunter leiden, wenn die Kita geschlossen ist." Ein Fünftel der Kinder spreche etwa zu Hause kein Deutsch. In Norwegen hätten Forscher zeigen können, dass ein Kitabesuch ab dem dritten Lebensjahr die Wahrscheinlichkeit eines Hochschulbesuches um 7 Prozent steigere. Zugleich sinke die Gefahr eines Schulabbruchs und eines späteren Sozialhilfebezugs in ähnlichem Umfang, so Zierow.


Immunologe bezweifelt Fremdschutz bei Impfung 

Immunmediziner bezweifeln, dass alle Corona-Geimpfte zuverlässig davor geschützt sind, andere Menschen mit dem Virus anzustecken. Besonders beim in Großbritannien bereits zugelassenen Impfstoff von AstraZeneca deuten sowohl Tierversuche als auch Studien mit Klinikpersonal daraufhin, dass kein sogenannter Fremdschutz gegeben sei, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, der Augsburger Allgemeinen. Es gebe das Risiko, dass ein Geimpfter das Virus an andere weitergeben könne. Die Frage sei, ob ein Geimpfter das Virus in der gleichen Weise weitergebe wie ein Nichtgeimpfter oder aber in geringerem Maße, sagte Watzl.


BDI warnt vor gravierenden Folgen bei EU-Grenzschließungen 

Vor dem EU-Gipfel hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) eindringlich vor Schließungen oder verstärkten Kontrollen an den Grenzen gewarnt. "Trotz Lockdown-Maßnahmen muss der grenzüberschreitende Warenverkehr funktionieren und die Wertschöpfungsketten intakt bleiben, sonst droht Europa ein noch stärkerer wirtschaftlicher Einbruch als im Frühjahr 2020", erklärte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Nationale Alleingänge wären "sehr gravierend" für die europäische Wirtschaft, wobei gerade die deutsche Industrie so eng verflochten wie kaum eine andere sei. "Werden diese Lieferketten durch Grenzschließungen unterbrochen, wird auch die Versorgung mit dringend notwendigen Schutzgütern und Medikamenten deutlich erschwert", warnte Russwurm. Der BDI forderte nicht nur eine engere europaweite Koordination, sondern auch eine einheitliche Teststrategie der EU-Länder.


Vermutlich erster Todesfall nach Corona-Reinfektion in Deutschland 

In Deutschland ist womöglich zum ersten Mal ein Mensch nach einer wiederholten Corona-Infektion gestorben. Eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI) sagte in Berlin, sie halte die Einschätzung für "plausibel", dass der aus Baden-Württemberg gemeldete Todesfall eines 73-Jährigen der deutschlandweit erste Tod nach einer Reinfektion sei. Weltweit seien solche Fälle äußerst selten. Dem RKI seien verschiedene Fälle mit einer neuen Infektion nach überstandener erster Coronavirusinfektion gemeldet worden, die derzeit untersucht würden. Ob darunter auch Todesfälle seien, lasse sich derzeit nicht sagen.


Baugewerbe: Lehrlingszahlen trotz Corona deutlich im Plus 

Ungeachtet der Corona-Krise hat das Baugewerbe im abgelaufenen wesentlich mehr Auszubildende eingestellt, teilte der Zentralverband Deutsches Baugewerbe mit. "14.501 junge Menschen haben 2020 eine Ausbildung in einem Bauberuf begonnen, das sind knapp 5 Prozent mehr als 2019", erklärte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. Insgesamt stieg die Zahl derjenigen, die sich in einer Ausbildung am Bau befinden, nach seinen Angaben auf 42.120 - ein Plus von 4,1 Prozent. Damit beweise die Baubranche einmal mehr ihre Attraktivität. "Besonders erfreulich ist, dass die Zahl junger Frauen, die sich für eine Ausbildung am Bau entschieden haben, um 10 Prozent gestiegen ist", betonte er.

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January 21, 2021 14:55 ET (19:55 GMT)