Die kanadische Erfahrung steht daher auf dem Prüfstand. Eine Verbreitung dieses Modells in andere westliche Volkswirtschaften würde zwangsläufig mit einem exponentiellen Wachstum der Cannabisindustrie einhergehen, die noch in den Kinderschuhen steckt und viele Investitionsmöglichkeiten bietet.

Die vollständige Legalisierung ist noch sehr selten, aber die Regulierungen werden flexibler.

Nach fast einem Jahrhundert des Cannabisverbotes, in dem die Produktion, der Verkauf und die Verwendung von Marihuana stark bekämpft wurden, ändert sich die Situation allmählich. Es ist jedoch wichtig, zwischen den regulatorischen Einschränkungen zu unterscheiden, die beim Cannabiskonsum zwischen dem therapeutischen Gebrauch und dem Freizeitgebrauch unterscheiden.

Jenseits des Atlantiks hat Kanada nun ein rechtliches Rahmenwerk nicht nur für den Konsum sondern auch für die Produktion von Cannabis eingerichtet, ziemlich genau 20 Jahre nach der Legalisierung des medizinischen Gebrauchs. In den Vereinigten Staaten ist die Situation komplexer. Trotz der Lage der Bundesgesetze, die den Anbau, den Verkauf und den Konsum von Cannabis verbieten, haben die Staaten das Vorrecht, sich um das Thema selbst zu kümmern.  So erlauben 29 Staaten den therapeutischen Einsatz von Cannabis und eine Handvoll (8 zusätzlich zur Hauptstadt Washington) den Freizeitgebrauch, darunter Kalifornien, das als der weltweit größte Markt für Freizeit-Cannabis gilt.

In Europa sind die Gesetze zum Verkauf und Konsum von Cannabis heterogen, da jedes Land seine eigenen Gesetze anwendet. Im Allgemeinen erlauben etwa zehn europäische Länder den medizinischen Gebrauch von Cannabis (darunter Deutschland, die Schweiz, Italien, Österreich, die Tschechische Republik usw.), Tendenz steigend, wobei das Vereinigte Königreich angekündigt hat, dass therapeutisches Cannabis ab dem 1. November verschreibungspflichtig sein wird.  Frankreich könnte sich demnächst auch der Freigabe für den medizinischen Gebrauch anschließen. Was den privaten Freizeitgebrauch betrifft muss man sagen, dass die Diskussionen seit längerem festhängen. Nur zwei Länder, die Niederlande und Spanien, tolerieren und kontrollieren den Verkauf und Anbau von Cannabis.

Ganz allgemein kann man jedoch feststellen, dass ein Trend zur Lockerung der regulatorischen Auflagen und Einschränkungen besteht. Immer mehr Länder denken über alternative Modelle nach und möchten von der prohibitiven, teuren und kontraproduktiven Politik wegkommen. Und natürlich geht es t auch darum, ein beträchtliches Besteuerungspotential zu heben, das bislang dem Schwarzmarkt zufällt. Wenn es irgendwann einmal so weit ist, dann wird es für Anleger interessant.

Ein riesiger potenzieller Markt

Die Zahlen, die von Analysten in den Raum gestellt werden, weichen gewaltig voneinander ab. Aber nichtsdestotrotz sind sich alle einig, dass die Cannabisindustrie bis 2030 zu den am schnellsten wachsenden Märkten gehört. Ihre Schlussfolgerungen sind ähnlich: Die zunehmende Akzeptanz von Marihuana in mehreren medizinischen Anwendungen, gekoppelt mit seiner Legalisierung für den Freizeitgebrauch, wird voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren zu einem signifikanten Einkommenswachstum führen.

Beobachter sprechen über den Schneeballeffekt. Es sei darauf hingewiesen, dass der globale Cannabismarkt allein im Jahr 2017 auf 177 Milliarden Dollar geschätzt wird, die größtenteils durch illegalen Handel erfasst werden (bis zu 165 Milliarden Dollar), mit einem nur marginalen Anteil des autorisierten Handels (12 Milliarden Dollar). Das Analystenhaus Bryan Garnier, das Anfang des Jahres eine Studie über diese Branche herausgebracht hat, sieht den legalen Markt in den nächsten zehn Jahren bei 140 Milliarden Dollar. Nach Schätzungen (mehr oder weniger optimistisch) wird die durchschnittliche jährliche Marktwachstumsrate bis 2030 bei etwa 30% pro Jahr liegen.