Es seien nur noch 7,52 Geburten je 1000 Einwohner verzeichnet worden, gab das Statistikamt am Montag in Peking bekannt. Dies sei der niedrigste Wert seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1949. 2020 betrug die Rate noch 8,52 Geburten je 1000 Einwohner. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 10,62 Millionen Geburten registriert, nach zwölf Millionen 2020. Das Bevölkerungswachstum - ohne Einwanderung - lag nun bei nur noch 0,034 Prozent und damit so tief wie seit 1960 nicht mehr.

"Die demografische Herausforderung ist zwar bekannt, aber das Tempo der Bevölkerungsalterung ist eindeutig schneller als erwartet", sagte der Chefökonom des Vermögensverwalters Pinpoint Asset Management, Zhiwei Zhang. "Dies deutet darauf hin, dass Chinas Gesamtbevölkerung 2021 ihren Höhepunkt erreicht haben könnte." Damit dürfte sich auch das Wachstumspotenzial der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wahrscheinlich schneller als erwartet verringern.

Die Regierung versucht gegenzusteuern. Die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik wurde 2016 aufgegeben, seit vergangenem Jahr sind bis zu drei Kinder pro Paar erlaubt. Diese verzichten jedoch immer häufiger auf Kinder - unter anderem wegen der hohen Lebenshaltungskosten in den Metropolen. Peking hat deshalb Maßnahmen ergriffen, um die finanzielle Belastung zu verringern - etwa durch das Verbot der gewinnorientierten Schüler-Nachhilfe, einer bis dahin boomenden Branche.

"POLITIK WIRD UNTERSTÜTZEN"

Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nimmt bereits ab. Für die Volksrepublik ist das ein Problem, da die privaten Haushalte nicht so große Vermögen und Altersrücklagen anhäufen konnten wie die in westlichen Ländern. Daher wächst der Druck, das Rentenalter anzuheben - was in der Bevölkerung allerdings extrem unpopulär ist. "Die Politik wird die Geburtenrate längerfristig stärker unterstützen", sagte der Demografie-Experte des in Peking ansässigen Zentrums für China und Globalisierung, Huang Wenzheng. "Karrieresprünge könnten daran geknüpft werden, ob man Kinder hat oder nicht." Auch finanzielle Anreize oder sogar direkte Geldzahlungen seien denkbar, mit denen die Kosten für die Erziehung gedeckt werden könnten.

Die Einwohnerzahl im bevölkerungsreichsten Land der Welt wächst bereits so langsam wie seit den 50er Jahren nicht mehr, wie die im Vorjahr veröffentlichte Volkszählung ergab: Sie nahm im vergangenen Jahrzehnt nur noch um 5,38 Prozent auf 1,41 Milliarden zu. Dagegen zeigt die US-Bevölkerung positive Veränderungen, wie aus einem Arbeitspapier der chinesischen Zentralbank hervorgeht. Darin werden Vorhersagen der Vereinten Nationen zitiert, wonach die US-Bevölkerung von 2019 bis 2050 um 15 Prozent wachsen könnte, die chinesische hingegen um 2,2 Prozent schrumpfen dürfte. "Bildung und technologischer Fortschritt können den Rückgang der Bevölkerung nicht kompensieren", warnte die Zentralbank.