Der Dax schloss am Montag 0,4 Prozent tiefer bei 12.854 Punkten, der EuroStoxx50 verlor 0,3 Prozent auf 3235 Zähler. Dabei behinderte eine Technik-Panne beim Börsenbetreiber Euronext die Geschäfte an europäischen Handelsplätzen wie Paris und Amsterdam über mehrere Stunden. An der Wall Street notierte der US-Standardwerteindex Dow Jones zum Handelsschluss in Europa 0,2 Prozent tiefer.

Die Corona-Pandemie stand weiterhin im Fokus der Anleger. "Sie beunruhigt das mittlerweile außer Kontrolle geratene Infektionsgeschehen in der alten Welt", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Gleichzeitig wetteten einige Investoren bereits auf die Markteinführung eines Corona-Impfstoffs, obwohl dieser wohl erst im zweiten Quartal 2021 verfügbar sein werde, sagte Mark Haefele, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank UBS.

Mut machten Investoren chinesische Konjunkturdaten, obwohl die dortige Wirtschaftsentwicklung im dritten Quartal mit plus 4,9 Prozent hinter der Markterwartung von 5,2 Prozent zurückblieb. "Chinas Wirtschaft ist bei weitem nicht in Topform", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Aber sie erholt sich solide."

JULIUS BÄR NACH ZAHLEN IM AUFWIND

Gefragt waren die Papiere von Julius Bär, die sich in Zürich um 6,2 Prozent verteuerten. Dank steigender Zuflüsse von Kundengeldern und gesenkter Kosten verbesserte der Vermögensverwalter seine Ertragskraft. Außerdem komme das Institut bei der Umsetzung seiner strategischen Ziele schneller voran als gedacht, lobte ein Börsianer.

Die Aktien der Medizintechnikfirma Philips konnten ihre anfänglichen Kursgewinne dagegen nicht halten. Sie schlossen 3,9 Porzent tiefer, obwohl die starke Nachfrage von Krankenhäusern Philips einen überraschend großen operativen Gewinnsprung von 32 Prozent auf 769 Millionen Euro bescherte.

An der Wall Street gewannen die Titel von American Airlines 2,3 Prozent. Die US-Fluggesellschaft will ihre Boeing 737 MAX bis zum Jahresende wieder in die Luft bringen, sofern die US-Aufsicht grünes Licht gebe. Behörden hatten den Maschinen dieses Typs nach zwei Abstürzen weltweit die Starterlaubnis entzogen. Die Aktien von Boeing notierten 0,8 Prozent höher.

Der Ölkonzern ConocoPhilips konnte dagegen mit der 9,7 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Schieferöl-Förderers Concho bei den Anlegern nicht punkten. Die ConocoPhilips-Aktien verloren 0,6 Prozent, die Concho-Papiere büßten 0,2 Prozent ein. ConocoPhilips zahlt den Kaufpreis ausschließlich in eigenen Aktien.

KOMMT EIN US-KONJUNKTURPAKET? - UNENDLICHES BREXIT-DRAMA

Mut machten Investoren Aussagen von Nancy Pelosi, der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses. Sie hatte sich optimistisch geäußert, dass ein Hilfspaket noch vor der Präsidentschaftswahl Anfang November verabschiedet werden könne, sollten sich Demokraten und Republikaner bis Dienstag einigen. Ungeachtet der Kompromiss-Signale sei ein US-Konjunkturpaket vor den Präsidentschaftswahlen Anfang November unwahrscheinlich, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Die von Demokraten und Republikanern demonstrierte Einigungsbereitschaft sei nichts als ein Lippenbekenntnis. Sie diene dazu, der jeweils anderen Seite die Schuld für ein Scheitern der Verhandlungen in die Schuhe zu schieben.

Gleichzeitig sind vor einer neuen Verhandlungsrunde die Fronten im Streit um die künftigen Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU verhärtet. Dennoch verteuerte sich das Pfund Sterling auf 1,30 Dollar und 1,1030 Euro. Die Ankündigung des britischen Premierministers Boris Johnson, sich auf einen harten Brexit einzustellen, werde von Anlegern als Bluff gewertet, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. "Die Verhandlungen sind noch lange nicht beendet, und die Chancen auf einen Deal sind relativ hoch."