"Dass die Weltgesundheitsbehörde WHO darüber berät, einen weltweiten Gesundheitsnotstand auszurufen, sorgt für weiteres Unbehagen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Die Bilanzsaison lieferte den Börsen ebenfalls keinen Rückenwind, da die Zahlen Licht und Schatten boten.

Dax und EuroStoxx50 verloren am Donnerstag jeweils mehr als ein Prozent auf 13.157,12 und 3687,47 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 0,3 Prozent ein. Die chinesische Währung geriet ebenfalls unter die Räder. An den Börsen außerhalb der Volksrepublik übersprang der Dollar die psychologisch wichtige Marke von sieben Yuan. Die wachsenden Konjunktursorgen brockten der Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee einen Kursrutsch von bis zu 2,7 Prozent ein. Mit 58,17 Dollar je Barrel (159 Liter) war Brent so billig wie zuletzt vor knapp vier Monaten.

Aus den Depots flogen außerdem Aktien der stark vom China-Geschäft abhängigen Luxusgüter-Hersteller wie LVMH, Kering oder Richemont. Sie verloren bis zu 2,4 Prozent. Investoren zogen sich außerdem aus Touristik-Werten zurück. Die Kreuzfahrt-Veranstalter Carnival, Royal Caribbean und Norwegian rutschten um bis zu 4,7 Prozent ab. Die Online-Reisebüros Expedia und Booking.com verloren jeweils 0,9 Prozent.

KONJUNKTURABKÜHLUNG BEFÜRCHTET - "SICHERE HÄFEN" GEFRAGT

Erste Volkswirte schraubten ihre Prognosen für China bereits zurück. So erwarten die Experten der Citibank für 2020 nur noch ein chinesisches Wachstum von 5,5 statt 5,8 Prozent. Anlagestratege Michael Bell von der Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan bezeichnete solche Vorhersagen aber als verfrüht, da sich die Auswirkungen des Virus-Ausbruchs noch nicht abschätzen ließen.

Einige Investoren suchten dennoch Zuflucht in "sicheren Häfen". Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um bis zu 0,5 Prozent auf 1584,96 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Gefragt waren auch Bundesanleihen. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Titel auf ein Drei-Monats-Tief von minus 0,413 Prozent. Am Devisenmarkt deckten sich Anleger mit den Währungen der Schweiz und Japans ein. Im Gegenzug fiel der Dollar auf 0,9692 Franken und 108,75 Yen.

DEUTSCHE BANK NACH ZAHLEN AUF ACHTERBAHNFAHRT

Am deutschen Aktienmarkt drückte ein erneuter Milliardenverlust die Titel der Deutschen Bank nur kurz ins Minus. Die Aktien von Deutschlands größter Bank schlossen 4,2 Prozent im Plus bei 8,31 Euro, nachdem sie zeitweise sogar auf ein 14-Monats-Hoch von 8,34 Euro geklettert waren. Die Zahlen vor Abzug diverser Aufwendungen würden auf den ersten Blick besser aussehen als erwartet, sagte ein Händler. Die Analysten der Bank JPMorgan lobten die überraschend hohe Kernkapitalquote von 13,6 Prozent.

Unterdessen kletterten die Titel von Tesla auf ein Rekordhoch von 650,88 Dollar. Damit ist der Elektroauto-Pionier an der Börse etwa so viel Wert wie die Fahrzeug-Hersteller BMW, Daimler und Fiat Chrysler zusammengerechnet. Umsatz und Gewinn von Tesla hätten die Markterwartungen deutlich übertroffen, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets.

In London fielen die Papiere von Royal Dutch Shell dagegen um bis zu 4,6 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 2033 Pence. Der Gewinnrückgang sei stärker ausgefallen als erwartet, schrieb Analyst Jason Gammel von der Investmentbank Jefferies. Ein weiterer Belastungsfaktor sei der gedrosselte Aktienrückkauf.