ZÜRICH (awp) - Die Ökonomen der Credit Suisse (CS) gehen nicht davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) 2023 den Leitzins erhöhen wird. Allerdings werde 2023 für die SNB zur Gratwanderung, schrieb Ökonom Maxime Botteron in einer Analyse.

Denn während der CS-Experte für 2022 im Hinblick auf Leitzinsentscheidungen von einem ereignislosen Jahr ausgeht, bewege sich die SNB im Jahr darauf auf einem schmalen Grat zwischen der Bereitschaft, die Negativzinspolitik zu beenden, und dem Problem der Frankenstärke.

Als entscheidenden Einflussfaktor sieht Botteron dabei den Inflationsausblick für 2024 und darüber hinaus. Dieser sei zum jetzigen Zeitpunkt noch äußerst ungewiss. Es gebe aber Gründe zur Annahme, dass zumindest die Inlandsinflation über 2023 hinaus unter Kontrolle bleibe.

Dies wiederum erlaube es der SNB, geduldig zu bleiben und mit bei Leitzinserhöhungen abzuwarten. In seinem Basisszenario geht Botteron daher davon aus, dass der SNB-Leitzins 2023 weiter bei -0,75 Prozent bleibt.

Ein deutlich schwächerer Franken und ein Anstieg der globalen Zinsniveaus könnten allerdings auch den Weg für eine erste Erhöhung eben, so der Experte weiter.

Er geht derzeit davon aus, dass die Europäische Zentralban (EZB) 2023 zwei Mal den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte anheben wird. Damit wäre für die SNB die große Hürde weg, die sie bisher daran gehindert hat, ihren Leitzins anzuheben.

Solange sich der Franken aber auch dann nicht massiv abschwäche, werde die SNB wohl trotzdem nichts überstürzen, hieß es weiter.

Die SNB habe zudem immer wieder betont, dass sie eine positive Zinsdifferenz zwischen anderen Währungen und dem Franken wahren - das heißt, die Zinsen in der Schweiz im Vergleich zum Ausland relativ tief halten - müsse, so der CS-Experte weiter.

Denn so könne der Aufwertungsdruck auf den Franken reduziert werden. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sei dies zwar nicht mehr so stark im Fokus, bleibe aber weiter einer der Hauptgründe für den negativen Leitzins in der Schweiz.

Sofern der Inflationsausblick es erlaube, geht Botteron daher davon aus, dass die SNB im Laufe des nächsten Jahres eine gewisse Zunahme der Zinsdifferenz zum Euroraum zulassen kann.

So könnte die SNB gemäss Botteron die Differenz gegenüber dem Hauptrefinanzierungssatz in der Eurozone tatsächlich von den derzeitigen 0,25 auf 0,75 Prozentpunkte ansteigen lassen, indem sie ihren Leitzins (-0,75 Prozent) 2023 beibehält./jl/kw/AWP/la