HAMBURG (dpa-AFX) - Der Informationsdienstleister Crifbürgel rechnet in diesem Jahr mit mehr als 29 000 Firmeninsolvenzen in Deutschland. Das wären 10 000 oder rund 54 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, teilte Crifbürgel am Montag in Hamburg mit. Dabei handele es sich um eine Szenarioanalyse, in die Liquiditätskredite und Hilfen der staatlichen Förderbank KfW nicht eingerechnet seien. Das seien Darlehen, die zurückgezahlt werden müssten. "Dabei stellt sich die Frage, wie selbst bislang erfolgreiche Firmen, die aufgrund ihres Geschäftsmodelles wenig Gewinn und eher geringe Rücklagen erwirtschafteten, zusätzliche Kredite abbezahlen sollen", heißt es in der Mitteilung.

Damit würde die Pleitewelle ähnlich hoch ausfallen wie in der Finanzkrise, als 2009 fast 34 000 Unternehmen in die Insolvenz gingen. "Da die Insolvenzstatistik stets die Vergangenheit abbildet, also gewissermaßen einen Blick in den Rückspiegel darstellt, werden die genauen Auswirkungen der Corona-Krise wohl erst im zweiten Halbjahr und im kommenden Jahr sichtbar werden", sagte Crifbürgel-Geschäftsführer Frank Schlein. "Die Insolvenzwelle wird auch noch ins Jahr 2021 hineinreichen. Das Ausmaß ist noch offen und hängt auch von der Dauer der Pandemie ab."

Vor allem in der Tourismus-, Gastro- und Eventbranche sieht Crifbürgel einen hohen Anstieg an Insolvenzen. Zudem würden Messebauer, Automobilzulieferer, Kinos und auch der Einzelhandel sowie die exportabhängige Industrie die Folgen des Lockdowns zu spüren bekommen. Unternehmen aus diesen Bereichen mit geringen Liquiditätsreserven dürften kaum wieder auf die Beine kommen.

Eine durch die Corona-Pandemie verursachte Insolvenz müsse nicht heißen, dass das Unternehmen vom Markt verschwindet, schreibt Crifbürgel. Das Insolvenzrecht in Deutschland biete viele Möglichkeiten, Unternehmen zu erhalten. Bislang spiegelt sich die Pandemie noch nicht in den offiziellen Insolvenzzahlen bis April wider. Der Kreditversicherer Euler Hermes hatte jedoch bereits weltweit einen Anstieg von 20 Prozent und für Deutschland von mindestens 10 Prozent vorhergesagt./egi/DP/stk