FRANKFURT (Dow Jones)--Etwas leichter sind Europas Börsen am Freitag in den Handel gestartet. An der sehr guten Nachrichtenlage ändert dies aber nichts: Starke BIP-Daten aus den USA hatten der Wall Street am Vortag erneut zu Rekordständen verholfen. Vor allem läuft die Berichtssaison auf beiden Seiten des Atlantiks deutlich besser als gedacht. In Europa überrascht vor allem die Pharmabranche, in den USA treibt der Technologiesektor. Schwächere Geschäftszahlen von Intel bremsen hier nicht, da sie nicht am KI-Boom teilhaben. Dazu rutscht die Wirtschaft in Deutschland von einem Desaster zum nächsten. Dies gibt wiederum Zinssenkungsfantasien neue Nahrung. Der DAX gibt um 0,2 Prozent nach auf 16.869 Zähler, der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,4 Prozent auf 4.599 Punkte.


   EZB wirkt positiv nach 

Nach der EZB-Sitzung hat sich der deutliche Unterschied für das Timing einer ersten Zinssenkung zwischen Notenbanken und Finanzmärkten weiter verringert. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte in der Pressekonferenz erneut klar, dass Diskussionen über Zinssenkungen verfrüht seien und Datenabhängigkeit vor Terminabhängigkeit gehe. Der Juni bleibe der von der EZB favorisierte Termin für eine erste Zinssenkung, so die Einschätzung der Volkswirte des Vermögensverwalters DWS.

Bei den Konjunkturdaten im Vorfeld der US-Zinsentscheidung steht der Inflationsanstieg im Fokus: Hier wird am Nachmittag der PCE-Index im Rahmen der Persönlichen Ausgaben und Einkommen für Dezember veröffentlicht. Erwartet wird eine leichte Abschwächung des Preisanstiegs auf 3,0 Prozent in der Kernrate.


   Deutsche Wirtschaft desaströs - Zinssenkung plausibel 

Ungebremst auf dem absteigenden Ast ist die Wirtschaft in Deutschland. Die Abwärtsspirale beschleunigt sich weiter: Wie die aktuelle Ifo-Export-Umfrage zeigt, erwartet die Mehrheit der Branchen sinkende Exporte, vor allem die wichtigen Sektoren Automobil- und Maschinenbau und Elektrotechnik.

Entsprechend steigt die Angst vor Arbeitslosigkeit und sorgt für einen Konsumeinbruch. Das aktuelle GfK-Konsumklima stürzt noch weiter ab auf minus 29,7 nach minus 25,4 Zählern. Die Marktforscher stellen ein Angstsparen in der Bevölkerung fest, da fallende Einkommenserwartungen auch die Neigung für Anschaffungen einbrechen lassen.

Für die Zinserwartungen sind dies natürlich gute Nachrichten: Analysten hatten mehrfach betont, die Schwäche Deutschlands erleichtere die Arbeit der EZB. Wie die Deutsche Bank anmerkt, wird nun eine Zinssenkung im April mit einer Wahrscheinlichkeit von 93 Prozent nach 63 Prozent vor der Sitzung eingepreist. Bis Juni gehe der Markt von Zinssenkungen von insgesamt 50 Basispunkten aus.


   Rally bei Pharmawerten 

Die Geschäftzahlen aus der Pharmabranche sorgen einhellig für Überraschung. Im DAX springen Sartorius um 8 Prozent nach oben. Nach Belastungen durch den Lagerbestandsabbau bei Kunden und schwache Nachfrage in China wird im Ausblick auf das laufende Jahr wieder ein profitables Wachstum erwartet. Die Analysten von Jefferies loben unter anderem den Auftragseingang.

Entsprechend werden auch Merck im DAX mitgerissen und legen über 6 Prozent zu. In der Schweiz springen Lonza sogar um 13 Prozent. Hier sorgen die Geschäftszahlen für Erleichterung. Die Belastungen wie der Wegfall der Gewinne aus der Produktion von Corona-Impfstoffen für Moderna waren allgemein bekannt. Jefferies hatte noch höhere Abwärtsrisiken befürchtet.

Nur Schott Pharma korrigieren nach finalen Geschäftszahlen leicht um 1,2 Prozent. Die Kennziffern zeigen sich wie erwartet, aber der Ausblick wurde nicht erhöht. Bayer fallen um 2,5 Prozent, der Kurs leidet unter einer Abstufung durch die Bank of America auf "Underperform".


   T-Mobile mit etwas weniger Gewinn - Rally bei Remy und LVMH 

Enttäuschend aufgenommene Geschäftszahlen von T-Mobile US drücken die Mutter Deutsche Telekom um 1,5 Prozent. Der Mobilfunkanbieter meldete einen Gewinn von 1,67 Dollar pro Aktie, Analysten hatten jedoch mit 1,91 Dollar gerechnet. Der Umsatz stieg aber etwas stärker, da die US-Tochter die Zahl der attraktiven Vertragskunden stärker als erwartet erhöhen konnte.

LVMH springen um 8 Prozent nach besseren Geschäftszahlen zum vierten Quartal. Laut Citigroup sind sie beim Umsatz 1 Prozent und beim EBIT 3 Prozent über den Schätzungen ausgefallen. Die Marge liegt mit 25,6 Prozent ebenfalls über der Erwartung von 24,9 Prozent. Dies beruhigt die Märkte angesichts des schwierigen Marktumfelds für Luxus.

Remy Cointreau haussieren um 15 Prozent nach einem besseren Zwischenbericht. Zahlen und Ausblick beruhigen Anleger und lösen eine Erleichterungsrally aus. Der Konzern erwartet den Jahresumsatz zwar am unteren Rand der Schätzungen von minus 15 bis 20 Prozent. Das sei in den Konsensschätzungen aber bereits enthalten, heißt es von der Citi. Zuletzt hatten Nachrichten zu Anti-Dumping-Untersuchungen in China bei Cognac-Importen die Stimmung stark belastet.

Bei den Aktien der DWS geht es 1 Prozent höher. Die Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank plant eine außerordentliche Dividende von 4,00 Euro je Aktie. Die ordentliche Dividende für 2023 soll um 5 Cent im Vergleich zum Vorjahr auf 2,10 Euro je Aktie steigen. Wie die Citigroup anmerkt, liegt die außerordentliche Dividende einen Tick über der Markterwartung.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.601,49        +0,4%         19,23          +1,8% 
Stoxx-50                4.167,34        +0,8%         33,06          +1,8% 
DAX                    16.880,93        -0,2%        -25,99          +0,8% 
MDAX                   26.015,80        -0,2%        -59,78          -4,1% 
TecDAX                  3.348,54        +0,4%         13,22          +0,3% 
SDAX                   13.659,57        -0,4%        -51,94          -2,2% 
FTSE                    7.597,57        +0,9%         67,84          -2,6% 
CAC                     7.578,19        +1,5%        113,99          +0,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,27                      -0,02          -0,30 
US-Zehnjahresrendite        4,11                      -0,01          +0,23 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Fr, 7.59 Uhr  Do, 17:05 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0840        -0,1%        1,0831         1,0829   -1,9% 
EUR/JPY                   160,19        +0,0%        160,02         159,79   +2,9% 
EUR/CHF                   0,9384        -0,2%        0,9401         0,9396   +1,1% 
EUR/GBP                   0,8531        -0,0%        0,8530         0,8527   -1,7% 
USD/JPY                   147,82        +0,1%        147,76         147,57   +4,9% 
GBP/USD                   1,2706        -0,0%        1,2698         1,2699   -0,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,1853        +0,1%        7,1889         7,1819   +0,9% 
Bitcoin 
BTC/USD                40.093,72        +0,4%     40.100,85      39.743,14   -7,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  76,86        77,36         -0,6%          -0,50   +6,5% 
Brent/ICE                  82,14        82,43         -0,4%          -0,29   +6,6% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 26,955        27,55         -2,2%          -0,60  -14,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.021,21     2.020,81         +0,0%          +0,41   -2,0% 
Silber (Spot)              22,87        22,90         -0,1%          -0,03   -3,8% 
Platin (Spot)             897,09       889,50         +0,9%          +7,59   -9,6% 
Kupfer-Future               3,85         3,87         -0,5%          -0,02   -1,1% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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January 26, 2024 03:56 ET (08:56 GMT)