Zürich (awp) - Nach dem schlimmsten Einbruch seit Jahrzehnten wegen der Coronapandemie sieht DER Touristik Suisse mit der Marke Kuoni wieder Licht am Ende des Tunnels. Der gegenwärtige Buchungsboom treibt den Umsatz nach oben. Und im 2022 will der Reiseveranstalter wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren.

Im vergangenen Jahr hatten die Seuche und die weltweiten Reisebeschränkungen für einen Umsatzabsturz um 73 Prozent gesorgt, erklärte Konzernchef Dieter Zümpel am Donnerstag auf einer Medienkonferenz in Zürich. Die Einnahmen schmolzen von 644 Millionen auf noch rund 174 Millionen Franken zusammen.

Die Folge war ein happiger Betriebsverlust vor Amortisationen (EBITA). Dieser fiel sogar noch deutlich höher aus als die mehr als 25 Millionen im Jahr 2015, als die deutsche DER Touristik den Sanierungsfall Kuoni Reisen übernommen hatte.

Katastrophales Betriebsergebnis

"Das Betriebsergebnis EBITA war 2020 katastrophal", sagte Zümpel am Rande der Veranstaltung im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP: "2020 war das schlimmste Jahr der Geschichte seit den 1950ern."

DER Touristik Suisse mit den Marken Kuoni oder Helvetic Tours habe 75'000 Reisedossiers umbuchen oder stornieren müssen. Die Rückerstattungen an die Kunden für ausgefallene Reisen summierten sich auf 75 Millionen Franken.

Auf der anderen Seite warte das Unternehmen noch heute auf Geld von Fluggesellschaften oder Hotels in Höhe eines hohen einstelligen Millionenbetrags, sagte Zümpel weiter. Die Lage habe sich aber entspannt. Die Swiss etwa habe mittlerweile bezahlt.

Der Hammerschlag hatte DER Touristik Suisse mitten in der Erholung getroffen. 2019 hatte der Ferienanbieter nach langen Jahren in der Verlustzone den Turnaround geschafft und wieder einen kleinen Betriebsgewinn (EBITA) geschrieben.

Rückkehr in schwarze Zahlen

Um Gegensteuer zu geben, trat das Unternehmen auf die Kostenbremse. 140 Vollzeitstellen wurden abgebaut. Insgesamt wolle DER Touristik Suisse die Kosten in diesem Jahr um 25 Prozent unter das Niveau von 2019 senken.

"Wir werden auch 2021 noch in Verlustzone bleiben", sagte Zümpel. Der jetzige Buchungsboom kurbelt den Umsatz wieder an. Dieser liege um 80 Prozent höher als 2020. "Aber vor dunklem Hintergrund ist gut Leuchten", sagte der Firmenchef. Man wolle heuer wieder 45 Prozent des Umsatzes von 2019 erreichen. Das wären über 300 Millionen Franken.

Im 2022 solle der Umsatz dann wieder mindestens 80 Prozent Umsatzes vor der Krise ausmachen. "Dann werden wir auch in die Gewinnzone zurückkehren, weil wir die Kosten deutlich reduziert haben", sagte Zümpel: "Erst 2023 rechnen wir mit einer Rückkehr auf Vorkrisenniveau von 2019."

Gegenwärtig habe man noch 885 Mitarbeiter. 60 Prozent der Angestellten seien noch in Kurzarbeit. Diese werde aber aufgrund der anziehenden Nachfrage sukzessive zurückgefahren.

Riesige Lust nach Meer

Derzeit gingen im Badeferiengeschäft fast doppelt so viele Buchungen ein, wie es vor der Krise im Juni 2019 der Fall gewesen sei, erklärte das Unternehmen am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Deshalb weite man die Öffnungszeiten der Kuoni-Reisebüros wieder aus. Erfreulich sehe die Lage auch bei der Bahnreisetochter Railtour aus.

Zudem buchten die Menschen teurere und längere Ferien. Statt 4-Sterne- würden jetzt 5-Sterne-Hotels gewählt. Die Top-Destinationen seien derzeit Kreta, die Balearen sowie Zypern und die Türkei.

Dagegen sei die Nachfrage auf der Langstrecke und den Geschäftsreisen immer noch sehr verhalten. "Auf Langstrecke hoffe ich, dass wir vielleicht im Herbst eine Belebung haben werden", sagte Zümpel. Thailand solle in 120 Tagen aufgehen. Auch für die USA rechne er noch mit Geschäft im Herbst oder Winter.

jb/ra