Berlin (Reuters) - Deutsche Unternehmen blicken wegen der Coronavirus-Krise und neuer Handelshemmnisse ausgesprochen skeptisch auf ihr Auslandsgeschäft.

In einer Umfrage unter rund 2400 Firmen gaben zwar 17 Prozent an, in den nächsten zwölf Monaten mit besseren Geschäften im Ausland zu rechnen. 27 Prozent erwarten laut der am Freitag veröffentlichten Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) aber eine Verschlechterung. "Mit dem daraus resultierenden Saldo von minus zehn Punkten beurteilen die Unternehmen ihre Geschäftsperspektiven auf den Weltmärkten durchschnittlich so schlecht wie nie zuvor seit Beginn der Befragung im Jahr 2012."

Die Unterschiede von Region zu Region sind groß. "Im chinesischen Markt erwarten 32 Prozent der deutschen Unternehmen bessere Geschäfte, nur 17 Prozent schlechtere - ein deutlich positiveres Bild als in der Vorjahresumfrage", erklärte der DIHK. Auch in der Euro-Zone ist der Optimismus vergleichsweise stark ausgeprägt. "Dagegen drohen in vielen Märkten Süd- und Mittelamerikas, Afrikas, im Nahen Osten sowie in Ländern Südost- und Osteuropas wie Russland und der Türkei Geschäftsausfälle." Das gelte auch für Großbritannien: "Hier müssen die deutschen Unternehmen neben den pandemiebedingten Herausforderungen zusätzlich mit den Folgen des Brexits zurechtkommen."

47 Prozent der Unternehmen machen zusätzliche Handelshemmnisse aus. Das ist zwar etwas weniger als 2020, als Donald Trump noch US-Präsident war, aber der zweithöchste Wert seit der ersten Erhebung im Jahr 2005. Besonders stark ist der Anstieg neuer Handelshemmnisse in Großbritannien. Hier beklagen dies 39 Prozent, nachdem es vor einem Jahr nur elf Prozent waren. In der Euro-Zone kletterte der Wert von 21 auf 37 Prozent. "Die Brexit-Zollformalitäten im Handel mit Großbritannien sowie die zahlreichen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung im EU-Binnenmarkt machen sich hier deutlich bemerkbar."

Trotzdem dürften die deutschen Exporte laut DIHK-Schätzung dieses Jahr um sechs Prozent zulegen - und sich damit zumindest teilweise erholen. Denn 2020 waren die Ausfuhren von Waren im Zuge der Corona-Krise um mehr als neun Prozent eingebrochen.

40 Prozent der vom DIHK befragten Unternehmen melden Probleme in ihren Lieferketten und bei der Logistik. Zwei Drittel davon planen hier Änderungen. Neue oder zusätzliche Lieferanten werden in den meisten Fällen gesucht. Auch werden die eigenen Lager ausgeweitet - trotz dann höherer Kosten. Einige Unternehmen suchen verstärkt Lieferanten in ihrer Nähe. "Besonders ausgeprägt sind die Lieferkettenprobleme der deutschen Auslandsunternehmen derzeit im Handel mit China und dem übrigen Asien-Pazifik-Raum. Als Grund nennen die Unternehmen vor allem die gestiegenen Transportkosten in der See- und Luftfracht." In Europa wirkten sich der Brexit und temporäre Grenzschließungen in der Pandemie negativ aus.