Frankfurt (Reuters) - Mit dem Wandel zu emissionsfreien Lastwagen werden nach Einschätzung von Daimler-Truck-Chef Martin Daum langfristig viele Arbeitsplätze wegfallen.

"Als gute Daumengröße werden wir... bis 2033 vielleicht 50 Prozent weniger Belegschaft haben", sagte Daum am Donnerstag auf die Frage, wie sich der Umschwung auf die Beschäftigung in deutschen Antriebswerken auswirken wird. Es könnten auch nur 20 oder 30 Prozent sein, das sei noch nicht sicher. "Das ist aber auch keine Katastrophe", betonte er. Es sei keine Revolution, sondern eine Evolution. Daimler werde nicht betriebsbedingt kündigen, sondern die Jobs über altersbedingtes und freiwilliges Ausscheiden abschmelzen.

Auf Nachfrage nannte Daum keine genaue Zahl, wieviele Jobs verschwinden. Doch dürfte es sich um mehrere Tausend Arbeitsplätze handeln, denn die Mercedes-Komponentenwerke in Gaggenau, Kassel und Mannheim beschäftigen insgesamt rund 14.000 Mitarbeiter in Produktion und Verwaltung. Für den Bau von Elektromotoren werden viel weniger Arbeitskräfte als für den von Verbrennerantrieben gebraucht. Ein Beispiel für den Umbau ist die Fertigung mittelschwerer Lkw-Motoren. Wie Daimler diese Woche bekannt gab, wird diese in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts der US-Motorenhersteller Cummins übernehmen. Er wird die Produktion auf dem Gelände des Mercedes-Werks Mannheim ansiedeln und auch andere Kunden beliefern. Für Daimler lohne sich der eigene Antriebsbau in dem Segment wegen der niedrigen Stückzahl nicht mehr, erklärte Daum. Die Schwaben werden die eigene Fertigung der Motoren auslaufen lassen. Betroffen sind nach früheren Aussagen davon weniger als 1000 Daimler-Mitarbeiter weltweit.

Die Kooperation werde ab 2025 deutliche Einsparungen bringen, erklärte Daum. Das Geld werde dringend gebraucht, um die Umstellung auf klimafreundliche Antriebe mit Batterie und Wasserstoff voranzutreiben. Im zweiten Halbjahr bringt Daimler den eActros auf den Markt, einen mittelschweren Laster für den Verteilerverkehr. Auch andere Lkw-Hersteller könnten künftig solche Kooperationen mit Lieferanten eingehen, um Geld zu sparen, ergänzte Daum.

ERHOLUNG VOR BÖRSENGANG

Daimler Truck will weiter Kosten senken, vor allem in Europa. Nach dem von der Corona-Pandemie verursachten Einbruch im vergangenen Jahr soll der Gewinn wieder deutlich steigen. Das ist um so wichtiger, als die Lkw-Sparte Ende des Jahres vom Mercedes-Pkw- und Van-Geschäft getrennt und über Aktientausch mehrheitlich an die Börse gebracht wird. Damit werde ein messbarer Mehrwert für die Aktionäre geschaffen, denn das Unternehmen werde dadurch agiler und profitabler, versprach Daum. Er will dafür sorgen, dass künftig mehr Barmittel erwirtschaftet werden und die finanzielle Leistungskraft steigt.

"Im zweiten Halbjahr 2020 hat unser Geschäft wieder deutlich angezogen und diesen Schwung werden wir im laufenden Jahr beibehalten", erklärte Daimler-Truck-Chef Martin Daum am Donnerstag. Die Corona-Pandemie hatte im vergangenen Jahr das Geschäft auf den wichtigen Märkten Nordamerika und Europa zeitweise um mehr als 50 Prozent einbrechen lassen. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Wirtschaftserholung weltweit keinen Rückschlag durch weitere Lockdowns in der Pandemie erleidet. Der Gewinn von Daimler Truck brach deshalb im vergangenen Jahr um 80 Prozent auf 525 Millionen Euro ein. Der Absatz sackte um gut ein Viertel auf 378.518 Einheiten ab. Der Umsatz belief sich auf knapp 35 Milliarden Euro, was einem Rückgang um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach.

Grund zur Zuversicht lieferte der kräftige Auftragseingang von rund 175.000 Fahrzeugen im vierten Quartal, erklärte Daum weiter. Absatz, Umsatz und Ergebnis sollen im Gesamtjahr 2021 deutlich steigen. Mit der angepeilten Umsatzrendite von sechs bis sieben Prozent nach gerade mal zwei Prozent 2020 will Daimler Trucks & Buses einen großen Schritt vorankommen.