Dax und EuroStoxx50 schafften am Montag bei geringen Umsätzen nur ein leichtes Plus von je 0,2 Prozent auf 12.920 beziehungsweise 3310 Punkten. In Europa steige die Zahl der Infektionen wieder stärker, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. Für einige südliche Länder, die stark vom Tourismus abhängig seien, könne die Urlaubssaison früher als gedacht enden. "Die Investoren fürchten, dass es im Herbst zu deutlich strengeren Restriktionen kommt."

Die Bundesregierung hat fast ganz Spanien als Risikogebiet eingestuft. Auch die Quarantäne-Anordnung der britischen Regierung für Reisende aus Frankreich drückte die Stimmung im Reisesektor. Der europäische Branchenindex lag 1,5 Prozent im Minus.

Unter die Räder kamen vor allem Tui-Aktien, die sowohl in Frankfurt als auch in London bis zu rund fünf Prozent einbüßten. Deutschlands größter Touristikkonzern kritisierte die Reisewarnung für die gesamte Balearen-Insel Mallorca als zu pauschal, weil große Teile der Insel von der Pandemie kaum betroffen seien. Aktien der British-Airways-Mutter IAG verloren 4,7 Prozent. Ryanair streicht nun seinen Flugplan wieder zusammen, die Aktien verloren 7,5 Prozent.

In den USA notierten die Börsen uneinheitlich. Der S&P flirtete mit seinem Rekordhoch. Beim Thema Corona-Hilfspaket in den USA hätten sich viele Marktteilnehmer damit abgefunden, eine Wartezeit in Kauf zu nehmen, sagte Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. "Hier wird mittlerweile frühestens im September, wenn überhaupt, mit einer Kompromisslösung gerechnet."

Am Anleihemarkt griffen Anleger zu italienischen Bonds. Der Risikoaufschlag zu deutschen Papieren sank entsprechend auf 144 Basispunkte und damit auf das niedrigste Niveau seit Ende Februar. Rainer Guntermann, Zinsexperte von der Commerzbank, sagte, die europäische Arbeitslosenunterstützung treibe die Kurse der südeuropäischen Anleihen in die Höhe. Die Hilfe beginnt im September. Auch der europäische Hilfsfonds komme den italienischen Bonds zugute. Italien war besonders früh von der Corona-Pandemie getroffen worden, steht inzwischen aber vergleichsweise gut da.

FRISCHES GELD AUS CHINA BEFLÜGELT BERGBAU-WERTE

Positive Impulse kamen aus China, wo die Zentralbank dem Finanzsystem mehr mittelfristige Kredite zur Verfügung stellte und damit für Rückenwind an den Börsen vor Ort sorgte. Kupfer verteuerte sich um bis zu 1,9 Prozent auf 6489,50 Dollar je Tonne, Zink kostete mit 2445 Dollar je Tonne so viel wie seit fast sieben Monaten nicht. Das motivierte Anleger auch, zu Bergbau-Aktien in Europa zu greifen. Europas Branchenindex zog 1,7 Prozent an. Aktien des anglo-australischen Bergbaukonzerns Rio Tinto sowie des Branchenprimus BHP legten in London je 1,7 Prozent zu.

Um 1,9 Prozent aufwärts ging es für den Kunststoffhersteller Covestro. Finanzchef Thomas Toepfer sprach im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters von ermutigenden Anzeichen für eine Erholung. Für das dritte Quartal halte er einen Betriebsgewinn von 350 Millionen Euro für möglich. Analysten hatten zuletzt mit 268 Millionen Euro gerechnet.