Experten sehen Anstieg der Restrukturierungsfälle im neuen Jahr
München (ots) -

- Der aktuelle Restructuring Report von Deloitte sieht einen erhöhten
  Restrukturierungsbedarf infolge Digitalisierung und Klimaveränderung
- 94 Prozent der befragten Finanzierungs- und Insolvenzexperten erwarten
  kurzfristig mehr Restrukturierungen als in den vergangenen zwölf Monaten
- Für das kommende Jahr sieht die Studie vor allem die Branchen Automobil,
  Tourismus und Handel unter hohem strukturellen Druck
- Zwei Drittel der befragten Experten prognostizieren eine steigende Komplexität
  von zukünftigen Restrukturierungen sowie eine Zunahme der Abwicklungen in
  Zukunft
- Über 50 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass durch das StaRUG
  Insolvenzen vermieden werden können

Nicht nur wegen der anhaltenden Pandemie waren viele Branchen 2021 konjunkturell
und strukturell stark herausgefordert - ob infolge von gestiegenen
Rohstoffpreisen und gestörten Lieferketten, ob durch Klimawandel,
Fachkräftemangel oder die unumgängliche Digitalisierung - all das belastet die
Unternehmen zum Teil massiv. Die von vielen befürchtete Pleitewelle trat in
diesem Jahr u.a. dank Staatshilfen und Aussetzung der Insolvenzantragspflicht
nicht ein, dennoch geben die Ergebnisse des jüngsten Restructuring Reports von
Deloitte keinen Grund zur Entwarnung.

"Das Jahr 2021 hat für viele Restrukturierungsexperten einen unerwarteten
Verlauf genommen", sagt Dr. Thomas C. Sittel, Managing Director im Corporate
Finance Advisory bei Deloitte Corporate Finance. "Trotz wirtschaftlicher und
konjunktureller Sorgen am Anfang des Jahres hat sich die deutsche Wirtschaft
bislang als außerordentlich robust und widerstandsfähig erwiesen. Die Anzahl der
Unternehmensinsolvenzen lag im Jahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 auf einem
historischen Tiefstand, die zunächst befürchtete Restrukturierungs- und
Insolvenzwelle blieb aus - nicht nur in Deutschland. Wobei hierzulande auch die
Corona-Hilfen des Staates sowie die Verlängerung der Aussetzung der
Insolvenzantragspflicht bis Ende April 2022 eine große Rolle spielen. Ein
wichtiger Punkt hier ist das StaRUG, dessen Wirksamkeit sich jedoch erst noch
erweisen muss."

Entsprechend beleuchtet der Bericht verschiedene Restrukturierungsthemen und
fragt u.a. nach den 12-Monats-Erwartungen der 143 teilnehmenden
Wirtschaftsexperten, die aus den Bereichen Finanzierung, Private Equity,
Restrukturierung und Insolvenz kommen. Wichtige Fragen für die Branche werden
angesprochen: Ist aufgrund der COVID-19-Pandemie mit einer
Restrukturierungswelle zu rechnen, und wenn ja, wann tritt sie ein? Gibt es
andere Gründe, die einen Anstieg von Restrukturierungen befürchten lassen, und
welche Branchen werden im Fokus stehen? Die Einschätzung der Befragten ist
deutlich: 94 Prozent gehen davon aus, dass die Anzahl der Restrukturierungsfälle
in 2022 steigen wird. Als wesentliche Gründe werden die Auswirkungen der
Pandemie bzw. die geopolitische Lage genannt. Die Befragung zeigt zudem, dass
Megatrends wie Digitalisierung, Klimaveränderung und demografischer Wandel den
Restrukturierungsbedarf von Unternehmen mittelfristig erhöhen werden.

Befürchtungen je nach Branche sehr unterschiedlich

Hinsichtlich der erwarteten Restrukturierungsfälle rücken drei Branchen in den
Fokus: Deutliche konjunkturelle wie auch strukturelle Herausforderungen werden
in der Automobilindustrie erwartet, bedingt durch hohen Investitionsbedarf,
operative Schwächen und ein schwieriges Refinanzierungsumfeld. Hier wirkte die
Pandemie als Brandbeschleuniger für eine Branche, die nicht zuletzt mit einem
sich fundamental verändernden Markt sowie Post-Brexit-Umsatzeinbußen,
Elektrifizierung und Dieselaffäre zu kämpfen hat. Hinzu kommen
Beschaffungsthematik, Energie- und Logistikpreise. Rund die Hälfte der Befragten
glaubt, dass die Krise hier auch in den kommenden 48 Monaten anhalten wird und
weitere wirtschaftliche Herausforderungen zu erwarten sind. Denn schon vor der
COVID-19-Pandemie war die Nachfrage nach neuen PKWs rückläufig.

Auch in der Tourismusbranche und im (stationären) Handel erwarten die
Studienteilnehmer einen signifikanten Anpassungsdruck der Geschäftsmodelle.
Neben den offenkundigen Auswirkungen der Pandemie auf diese Branchen stehen beim
Ladenhandel aber auch strukturelle Veränderungen aufgrund des sich seit Jahren
ändernden Verbraucherverhaltens im Vordergrund. Hier sieht der Report dynamische
Veränderungen des Verbraucherverhaltens als Challenge, aber auch als Chance.
"Dieser Anpassungsdruck herrscht quer durch die Branchen und unterstreicht die
umfassende Dringlichkeit der Digitalen Transformation, die gerade für alte,
renommierte Unternehmen natürlich zäh und herausfordernd ist", so Sittel.

Der Report beleuchtet auch die Herausforderungen der Vorzeigeindustrie
Maschinen- und Anlagenbau, wo technologische Veränderungen und
Konsolidierungsdruck sowie Digitalisierung die Branche unter Druck setzen. Auch
in der Logistik wird die Digitalisierung als langfristiger Treiber für Effizienz
gesehen, auch im Gesundheitswesen, wo die Transformation das gesamte Ökosystem
erfasst hat, nicht zuletzt befeuert von der Pandemie.

Restrukturierung zwischen Am-Leben-halten und StaRUG

Als mögliche Lösungsoptionen für Krisenunternehmen sehen die Studienteilnehmer
eine deutliche Zunahme von M&A-Transaktionen und Abwicklungen im Vergleich zu
operativen und finanziellen Restrukturierungen. Ein Grund hierfür mag die
erwartete, erhöhte Komplexität von Restrukturierungen sein. Einen weiteren Grund
nennt Sittel: "Zu beobachten ist derzeit eine zunehmende Anzahl von
Stakeholdern, deren unterschiedliche Interessenslagen im Rahmen einer
Restrukturierung schlecht miteinander vereinbar sein werden. Aber auch die
Restrukturierungen selbst greifen oftmals zu kurz - weil eine erforderliche
Transformation des Geschäftsmodells meist ausbleibt."

Sittel weiter: "Daher wird es für Unternehmen immer wichtiger, dass alle
Optionen simultan analysiert und evaluiert werden, um eine kontrollierte und
kosteneffiziente Lösung zu finden. Als neues Instrument wurde erst kürzlich das
Gesetz über Stabilisierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen (StaRUG)
eingeführt,
das eine Lücke zwischen freien Sanierungsverhandlungen und dem gerichtlichen
Insolvenzverfahren schließen soll. Es dient einer frühzeitigen Restrukturierung
von Krisenunternehmen und damit der Insolvenzvermeidung. Die Befragung zeigt
hier ein geteiltes Bild: 50 Prozent rechnen mit einem leichten Rückgang der
Insolvenzen infolge des Gesetzes. Rund ein Drittel geht davon aus, dass sich
keine Veränderungen feststellen lassen werden. Dies legt den Schluss nahe, dass
das neue Instrument den Werkzeugkasten erweitert hat, aber auch kein 'Game
Changer' werden dürfte."

Inhaltlich verantwortlich für den Restructuring Report: Dr. Thomas Sittel,
Managing Director der Deloitte Corporate Finance Advisory, Stefan Sanne,
Partner; sowie Frank Tschentscher, Partner Deloitte

Die Studie können Sie direkt hier einsehen bzw. herunterladen:
https://ots.de/k2Eb1f

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