FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Freitag deutlich zugelegt. Bis zum Nachmittag stieg der Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,90 Prozent auf 138,54 Punkte. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit 2,10 Prozent. Die Rendite hat sich damit wieder etwas deutlicher von ihrem in dieser Woche erreichten elfjährigen Höchststand bei 2,35 Prozent entfernt. Besonders deutlich sanken die Renditen in Italien.

Inflationsdaten aus dem Euroraum übertrafen die Markterwartungen, sorgten am Anleihemarkt aber nicht für sichtbare Belastung. Im September stieg die Inflationsrate auf den Rekordwert von 10 Prozent. Analysten hatten mit einer Rate von 9,7 Prozent gerechnet. Der Preisauftrieb erstreckt sich nicht nur auf Energie, sondern betrifft auch andere Produktgruppen wie Lebensmittel, Industriewaren oder Dienstleistungen.

"Der unterliegende Preisauftrieb wird kaum nachlassen", kommentierte Christoph Weil, Ökonom bei der Commerzbank. "Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen für eine deutliche Verstärkung des Lohnauftriebs." Um die Inflation zu brechen, werde die EZB die Leitzinsen weiter kräftig erhöhen müssen. Bis zum Frühjahr 2023 erwartet Weil eine Anhebung des Einlagensatzes auf 3,0 Prozent

Deutliche Gewinne gab es auch am britischen Anleihemarkt. Vor allem im sehr langen Laufzeitbereich sind die drastischen Verluste, die sich nach der Vorstellung des umfangreichen Steuersenkungsprogramms der neuen Regierung eingestellt hatten, wieder fast aufgeholt. Aufgrund der Turbulenzen sah sich die britische Notenbank gezwungen, am heimischen Anleihemarkt einzugreifen. Seither kauft sie wieder Staatspapiere. Das hat offenbar zur Beruhigung der Lage beigetragen./jsl/he