FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Dienstag unter Druck geraten. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel um 0,14 Prozent auf 174,32 Punkte. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit minus 0,32 Prozent. Der vor wenigen Tagen erreichte Höchststand seit Mitte 2020 rückt damit wieder in Reichweite.

Der Renditeanstieg an den Finanzmärkten setzt sich somit fort, obwohl die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, am Montag eine Warnung ausgesprochen hatte. Sie sagte, die Notenbank behalte die Entwicklung der Kapitalmarktzinsen im Auge. Die Analysten der US-Bank JPMorgan sprachen von einer verbalen Intervention. Die Renditen gerieten aber nur übergangsweise unter Druck. Hintergrund von Lagardes Bemerkungen ist der jüngste kräftige Zinsanstieg an vielen Rentenmärkten, der der lockeren geldpolitischen Haltung der EZB entgegensteht.

Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell stützten die Anleihen am Nachmittag nur kurzzeitig. Die US-Notenbank Fed will trotz steigender Konjunkturhoffnungen an den Finanzmärkten nichts an ihrer ultralockeren Geldpolitik ändern. Sowohl Inflation als auch Beschäftigung seien noch weit von den Zielen der Fed entfernt, sagte Notenbankchef Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des US-Senats. Trotz der konjunkturellen Erholung vom heftigen Einbruch zu Beginn der Corona-Krise bleibe der Wirtschaftsausblick sehr ungewiss, betonte er.

Jüngsten Warnungen vor einer Überhitzung der Wirtschaft und einem möglichen Inflationsanstieg tritt Powell so entgegen. "Der oberste US-Notenbanker bleibt seiner vorsichtigen Linie mit Blick auf die Einschätzung der konjunkturellen Perspektiven treu", kommentierte Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW. Die voranschreitende Konjunkturerholung dürfte also noch für längere Zeit nicht durch geldpolitische Kursänderungen bedroht werden./jsl/he