FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Zinsanstieg am deutschen Anleihemarkt hat sich am Donnerstag trotz neuerlicher Warnungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) fortgesetzt. Mit minus 0,26 Prozent stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf den höchsten Stand seit Mitte 2020. Die Kurse der Papiere gaben im Gegenzug nach. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel am Mittag um 0,38 Prozent auf 173,59 Punkte.

Ranghohe EZB-Vertreter warnten vor den Folgen eines zu starken Anstiegs der Kapitalmarktzinsen. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane erklärte, die Notenbank beobachte die langfristigen Zinsen genau. Es würden flexibel Wertpapiere gekauft, um dem Zinsanstieg entgegenzutreten.

EZB-Direktorin Isabel Schnabel warnte in einem Zeitungsinterview vor einem zu raschen Anstieg der Marktzinsen und den Auswirkungen auf die Konjunktur. Ähnlich wie Lane und Schnabel hatte sich vor wenigen Tagen EZB-Präsidentin Christine Lagarde geäußert.

Auslöser des seit Ende Januar laufenden Zinsanstiegs sind höhere Inflations- und Wachstumserwartungen insbesondere in den USA. Dort treibt das von der Regierung geplante Konjunkturpaket mit einem anvisierten Umfang von 1,9 Billionen US-Dollar. In den USA rangieren die Renditen auf einem einjährigen Höchststand.

Am Donnerstag stehen einige Konjunkturdaten auf dem Programm, allerdings überwiegend aus der zweiten Reihe mit meist geringerer Marktrelevanz. Bedeutung könnte aber dennoch den Auftragszahlen aus den USA zukommen, da sie als Richtschnur für die Investitionen der Unternehmen betrachtet werden. Außerdem werden amerikanische Wachstumszahlen zum Schlussquartal 2020 erwartet, es handelt sich jedoch um eine zweite Schätzung./bgf/jsl/stk