Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Welle notleidender Kredite (Non-performing Loans - NPL) infolge der Corona-Pandemie fällt bisher kleiner als von deutschen Banken erwartet aus. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) unter Risikomanagern der größten Institute. Das von der BKS und der Frankfurt School of Finance erhobene NPL-Barometer sank in der Februar-Umfrage auf 0,25 Punkte, nachdem es in der Umfrage von Mai/Juni 2020 auf 0,42 (zuvor: minus 0,02) angezogen hatte.

"Das NPL-Volumen war 2020 auf 45 Milliarden Euro geschätzt worden, geworden sind es nur 33 Milliarden", sagte Christoph Schalast, Professor für M&A an der Frankfurt School of Finance, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Für 2021 werde nun ein NPL-Volumen von 40,6 Milliarden Euro erwartet, für 2022 sind es 46,7 Milliarden. In den Banken werde der Höhepunkt der NPL-Welle jetzt für 2022 und teilweise für 2023 erwartet. "Wir haben hier eine Krise, die sehr stark zeitverzögert funktioniert", sagte Schalast.

Er wies zudem darauf hin, dass es eine "intrinsische Motivation" gebe, den Zeitpunkt der Anerkennung eines Kredits als notleidend möglichst weit hinauszuschieben - "insbesondere, und dazu neigt man immer, wenn man irgendwie die Hoffnung hat, dass die Sache vielleicht doch noch gut ausgeht", so Schalast. Es gebe die Neigung, die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls als geringer einzuschätzen, als sie tatsächlich sei.

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June 15, 2021 09:37 ET (13:37 GMT)