NÜRNBERG (awp international) - Die Bundesagentur für Arbeit befürchtet einen dauerhaften Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit in der Corona-Krise. Allein seit Anfang 2020 habe sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen um rund ein Drittel erhöht, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). "Die Zahl der Langzeitarbeitslosen war vor der Pandemie auf unter 700 000 gesunken, inzwischen ist sie wieder auf über 900 000 gestiegen", sagte Scheele.

"Ich befürchte, dass wir es erstmals seit den Arbeitsmarktreformen der 2000er-Jahre wieder mit steigender Sockelarbeitslosigkeit zu tun bekommen", wird der Arbeitsmarktexperte zitiert. Sockelarbeitslosigkeit bezeichnet eine verfestigte Arbeitslosigkeit, die sich auch in einem Aufschwung nicht einfach wieder abbaut. Als langzeitarbeitslos zählen Menschen, die ein Jahr oder länger vergeblich auf Stellensuche sind.

"Wir haben es diesmal nicht nur mit einem Konjunkturtief zu tun, das vorüberzieht - die Pandemie beschleunigt die Transformation", sagte Scheele. Mit dem technologischen Wandel nehme nun insbesondere das Angebot an einfacheren Tätigkeiten ab. "Das betrifft insbesondere Helfertätigkeiten, vor allem in der Industrie", erläuterte er.

In den Jahren vor der Pandemie habe es geradezu einen "Boom an Arbeitsplätzen für Un- und Angelernte gegeben", erläuterte der BA-Chef. "Das hat vielen Arbeitssuchenden den Einstieg erleichtert, zum Beispiel auch Geflüchteten." Diese arbeitsmarktpolitisch bislang günstigen Bedingungen drohten sich nun aber "schnell und dauerhaft" zu ändern, warnte er.

"Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt mit gezielter Weiterbildung schnell neue Perspektiven eröffnen können", betonte Scheele und sprach sich damit für einen breiten Einsatz entsprechender Förderinstrumente in den Arbeitsagenturen aus./dm/DP/fba