Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung der Bundesregierung Mitte 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen.

Das geht aus einem Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts hervor, der Reuters am Montag exklusiv vorlag. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will ihn am Mittwoch in Berlin vorstellen. "Die erwartete Erholung der globalen Wirtschaft, die Unterauslastung der Produktionskapazitäten, aber auch die Frühindikatoren sprechen für eine Fortsetzung des Aufholprozesses", heißt es in dem Dokument.

Eine konkrete Prognose für das Wachstum ist in dem Entwurf noch nicht enthalten. Reuters hatte am Freitag jedoch schon von einem Insider erfahren, dass die Regierung nun nur noch von einem Plus von 3,0 Prozent für 2021 ausgeht. Dabei dürfte der anhaltende Lockdown eine Rolle spielen. Bislang hatte die Regierung noch mit 4,4 Prozent gerechnet.

2020 war die deutsche Wirtschaft wegen der massiven Einschränkungen im Zuge der Coronavirus-Pandemie um 5,0 Prozent eingebrochen. "Die weitere wirtschaftliche Entwicklung wird weiterhin maßgeblich vom Pandemieverlauf und von den Maßnahmen zur Eindämmung beeinflusst", heißt es in dem Entwurf.

Die Bundesregierung hat wegen der Corona-Krise auf eine expansive Finanzpolitik umgeschaltet. Sie kalkuliert 2021 mit einer Neuverschuldung von rund sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die im internationalen Vergleich noch immer relativ niedrige Schuldenquote dürfte dadurch um einige Punkte auf 72,5 Prozent der Wirtschaftsleistung klettern. "In den folgenden Jahren wird die Schuldenquote dann aller Voraussicht nach kontinuierlich zurückgehen. Zu diesem erwarteten Rückgang dürften die sich erholende wirtschaftliche Entwicklung, die Rückkehr zu einer geringeren Neuverschuldung und die anhaltend niedrigen Zinsen beitragen." 2024 geht die Regierung dann von einer Schuldenquote von 68,75 Prozent aus. Deutschland hatte 2019 die Schuldenquote erstmals seit dem Jahr 2002 wieder knapp unter die Marke von 60 Prozent gedrückt, die in der EU eigentlich als Obergrenze gilt, allerdings schon lange von vielen Staaten nicht mehr eingehalten wird.