Zürich (Reuters) - Die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind im Juni kräftig zurückgegangen.

Die nach den Standards des Internationalen Währungsfonds (IWF) berechneten Reserven betrugen Ende Juni 849,8 Milliarden Franken (857,6 Milliarden Euro), wie die Notenbank am Donnerstag mitteilte. Das sind 75,7 Milliarden Franken weniger als im Mai.

Der markante Rückgang dürfte in erster Linie den jüngsten Kurseinbußen auf die Anleihe- und Aktienanlagen der Notenbank geschuldet sein. Die Neubewertung der SNB-Anlagen zu jedem Quartalsende kann Wertänderungen dabei noch akzentuieren. Auch die Abwertung von Euro und Dollar nach der überraschenden SNB-Zinserhöhung Mitte Juni dürfte sich wertmindernd niedergeschlagen haben. Die Schweizer Hauptexportwährung Euro ist derzeit für 0,9925 Franken zu haben und damit so günstig wie letztmals Anfang 2015. Die US-Devise kostet aktuell 0,9720 Franken.

Eine SNB-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme zum Rückgang der Devisenreserven ab.

Die Zentralbank hat ihre riesigen Fremdwährungsbestände im Zuge ihrer Interventionen zur Schwächung des Frankens angehäuft und beispielsweise in Aktien und Anleihen ausländischer Unternehmen investiert. Um der exportorientierten Schweizer Wirtschaft unter die Arme zu greifen, stemmten sich die Währungshüter seit Anfang 2015 mit dem weltweit tiefsten Negativzins und Eingriffen am Devisenmarkt gegen einen übermäßigen Anstieg der in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragten Landeswährung. Denn ein starker Franken macht Schweizer Waren im Ausland teurer und damit weniger konkurrenzfähig.

Vor drei Wochen schwenkte das dreiköpfige SNB-Direktorium angesichts der Gefahr einer ausufernden Inflation dann um und erhöhte den Leitzins deutlich um einen halben Prozentpunkt auf minus 0,25 Prozent. Den Franken stuft die SNB nicht länger als hoch bewertet ein. Notenbankchef Thomas Jordan hält zudem wegen des anhaltenden Teuerungsdrucks eine weitere geldpolitische Straffung für wahrscheinlich.

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)