Er frage sich, ob die Führungskräfte sich hohe Summen genehmigen sollten, wenn ein Unternehmen derart den Bach heruntergehen könne, sagte Johnson in New York. Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom sagte dem TV-Sender Sky News am Dienstag, sie lasse untersuchen, ob Fehler des Managements den Zusammenbruch des ältesten Reiseveranstalters der Welt verursacht hätten. Führungskräfte mit beachtlichen Vergütungen müssten schließlich verantwortungsvoll handeln.

Thomas-Cook-Konzernchef Peter Fankhauser verdiente 8,3 Millionen Pfund, seit er 2014 den Vorstandsvorsitz übernahm. Seine Vorgängerin Harriet Green kam während ihrer beiden Jahre an der Spitze von Thomas Cook auf knapp fünf Millionen Pfund. Und deren Vorgänger Manny Fontenia-Novoa, der ebenfalls schon an der Sanierung des Reiseriesen arbeitete, erhielt während seiner Zeit von 2003 bis 2011 gut 17 Millionen Pfund.

Unter Fankhauser hatte Thomas Cook in der Nacht zum Montag Insolvenz anmelden müssen, nachdem Verhandlungen mit Geldgebern gescheitert waren und auch die Regierung eine Finanzhilfe von 150 Millionen Pfund verweigert hatte. Oppositionspolitiker von Labour hatten Johnson vorgeworfen, das Traditionsunternehmen mit seinen rund 21.000 Beschäftigten hängengelassen zu haben. Ministerin Leadsom verteidigte die Entscheidung: Es wäre falsch gewesen, schlechtem Geld gutes hinterher zu werfen und dafür Steuergeld zu verschwenden. Die 200 Millionen Pfund hätten sowieso nur einige Wochen gereicht.

HESSENS FINANZMINISTER WILL CONDOR HELFEN

Über staatliche Hilfe hat auch die Bundesregierung noch zu entscheiden. Die deutsche Cook-Airline Condor beantragte zu Wochenbeginn einen staatlichen Überbrückungskredit, um den Flugbetrieb aufrecht erhalten und sich vor der Pleite noch retten zu können. Verbraucherschützer, Gewerkschaften und Reiseveranstalter forderten von der Politik, dem Ferienflieger mit seinen rund 4900 Beschäftigten die Stange zu halten. Insidern zufolge geht es um rund 200 Millionen Euro.

Das schwarz-grün regierte Land Hessen als Sitz von Condor ist Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) zufolge geneigt, die Hälfte der in Rede stehenden Finanzhilfe zu übernehmen. In solchen Fällen sei eine Aufteilung halbe-halbe zwischen Bund und Land vorgesehen, sagte er dem Radiosender "hr info". Condor sei profitabel und nur wegen seines Mutterkonzerns in Schwierigkeiten. "Insofern gebietet es auch der Respekt vor den Arbeitsplätzen, dass wir als Land schauen, ob wir helfen können gemeinsam mit dem Bund", sagte er. Condor habe die Chance, mit einem neuen Investor eine Pleite zu vermeiden. Das Land prüfe den Fall daher intensiv. In Branchenkreisen hieß es, Condor sei mit möglichen Investoren im Gespräch.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagte, die Bundesregierung wolle in den nächsten Tagen über staatliche Hilfen entscheiden. Es gebe dazu momentan enge Abstimmungen des Finanz-, Wirtschafts- und Verkehrsministeriums. "Es sind keine hausgemachten Probleme" bei Condor, betonte auch Altmaier.

Ungewiss ist ebenfalls die Zukunft der deutschen Thomas Cook GmbH, die auch noch eine Möglichkeit sucht, nicht in Insolvenz gehen zu müssen. Die Geschäftsführung spreche intensiv mit möglichen Kapitalgebern und den Regierungen in Berlin und Wiesbaden, um weitermachen zu können. "Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um den Fortbestand unseres Unternehmens zu sichern", erklärte Deutschlandchefin Stefanie Berk. Alle Reisen bis einschließlich Donnerstag müssten abgesagt werden, weil sie nicht durchgeführt werden könnten.

In Großbritannien organisiert unterdessen die Flugbehörde weiter die Heimflüge der insgesamt rund 150.000 Touristen aus dem Vereinigten Königreich. In den kommenden zwei Wochen werde die Rückholaktion abgewickelt. Allein für Dienstag wurden 74 Flüge angesetzt - für 16.500 Urlauber. "Wir wollen, dass die Leute ihren Urlaub weiter genießen, deshalb bringen wir sie zum ursprünglichen Reisetermin oder sehr kurz danach zurück", sagte Behördenchef Richard Moriarty. Weltweit sind bis zu 600.000 Urlauber gestrandet, darunter mehr als 300.000 aus Deutschland.