BEIRUT (dpa-AFX) - Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten sind in der Hafenstadt Tripoli im Norden des Libanons Dutzende Menschen verletzt worden. Das libanesische Rote Kreuz erklärte am Mittwoch über Twitter, 45 Demonstranten seien behandelt worden. Zudem wurden 31 Soldaten verletzt, wie die libanesische Armee meldete. Fünf Menschen seien festgenommen worden.

Die Demonstranten waren am Dienstagabend den zweiten Tag in Folge auf die Straße gezogen, um gegen die schlechte Wirtschaftslage zu protestieren. Sie riefen unter anderem "wir wollen essen" und forderten eine Lockerung der weitreichenden Ausgangsbeschränkungen.

Am Mittwoch kam es in der Hafenstadt erneut zu Gewalt bei Protesten. Demonstranten warfen Steine und versuchten, Straßen zu blockieren. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer gegen die Proteste ein, wie Augenzeugen berichteten.

Das Land am Mittelmeer erlebt eine der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen seiner Geschichte. Das libanesische Pfund hat mehr als 80 Prozent seines Wertes zum Dollar verloren. Zugleich liegt die Inflation bei mehr als 100 Prozent. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in Armut. Die Corona-Pandemie und die Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut Anfang August haben die Lage weiter verschärft.

Wegen hoher Infektionszahlen hatte die Regierung in Beirut bereits vor rund zwei Wochen einen weitreichenden Lockdown beschlossen. So gilt eine 24-stündige Ausgangssperre. Auch die Supermärkte sind geschlossen. Der Libanon hat weltweit eine der höchsten Zahlen der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner./jku/DP/fba