Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zur Energieversorgung und -sicherheit in Deutschland:


GdW: Zwang zum Abgleich bei Heizungen teuer und wirkungslos 

Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW hat den vom Bundesrat beschlossenen verpflichtenden hydraulischen Abgleich bei Heizungen als aufwändig, teuer und wirkungslos kritisiert. Die Verordnung verpflichtet Gebäudeeigentümer in den nächsten beiden Jahren neben Maßnahmen zur Heizungsprüfung und -optimierung auch zur Durchführung eines hydraulischen Abgleichs bei Heizungen in Mehrfamilienhäusern. "Sie hat zur Folge, dass in den kommenden beiden Jahren mindestens 7 Milliarden Euro für eine extrem aufwändige Maßnahme ausgegeben werden müssen, die am Ende maximal 2 bis 3 Prozent Energieeinsparung bringt", monierte GDW-Präsident Axel Gedaschko. Die Verordnung bewirke zudem, dass viele sinnvolle Maßnahmen zur energetischen Verbesserung von Gebäuden liegen blieben. Denn für einen Heizungsaustausch oder Umstieg auf Wärmepumpen oder Blockheizkraftwerke fehlten dann die ohnehin schon knappen Handwerkskapazitäten. Dabei wären diese Maßnahmen viel wichtiger, um schneller von russischem Gas unabhängig zu werden, so Gedaschko.


Chemieindustrie fordert weitere Hilfen 

Die chemische Industrie fordert dringend weitere Hilfen vom Staat. Die Wertschöpfungsketten begännen zu reißen, Unternehmen müssten bereits Produktion stilllegen, sagte Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VCI der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Vor allem im Mittelstand stünden Unternehmen mit dem Rücken zur Wand. "Wir haben sehr viele, die schreien buchstäblich um Hilfe." Der VCI fordert nach Große Entrups Worten unter anderem die Verlängerung und Ausdehnung bestehender Hilfe. Die Gasumlage, die die Branche mit 4 Milliarden Euro im Jahr belaste, müsse aus dem Bundeshaushalt mitfinanziert werden. Auch wenn die Schuldenbremse dafür temporär außer Kraft gesetzt werden müsse. In Not geratene Gasversorger sollten nach dem Willen des VCI "zielgerichtet und temporär" mit einer Staatsbeteiligung gestützt werden. Wie


Salzgitter-Chef Groebler bekennt sich zum Standort Deutschland 

Der Chef der Salzgitter AG, Gunnar Groebler, warnt davor, wegen der hohen Energiepreise den Standort Deutschland kaputtzureden. "Wir sollten die Krise als Chance begreifen und darin einen Beschleuniger für die Transformation sehen", sagte der Vorstandsvorsitzende des zweitgrößten deutschen Stahlkonzerns dem Spiegel. Salzgitter will die Stahlproduktion bis 2033 auf Grünstrom umstellen. "Grüner Stahl ist die einzige Chance, die Stahlproduktion in Europa zu halten", so Groebler. Wenn die Branche nicht auf regenerative Energiequellen umsteige, verliere Europa tatsächlich "eine der wichtigsten Grundstoffindustrien, die der Kontinent habe". Wirtschaftsvertreter hatten zuletzt angesichts der massiven Verteuerung von Gas und Strom in Deutschland infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine vor einer Abwanderung energieintensiver Unternehmen gewarnt.


Brauereien warnen vor Produktionsproblemen wegen Kohlensäuremangels 

Die deutschen Brauereien haben vor massiven Produktionsproblemen wegen eines akuten Mangels an Kohlensäure gewarnt. "Die Lage bei uns in der Brauwirtschaft ist wirklich dramatisch. Die ersten Brauereien stehen, weil sie eben nicht mehr genügend technische Kohlensäure erhalten", sagte der Vorsitzende der privaten Brauereien in Deutschland, Roland Demleitner, dem Fernsehsender Welt. "Ohne technische Kohlensäure keine Abfüllung von Bier und Erfrischungsgetränken." Technische Kohlensäure entsteht vor allem als Nebenprodukt in der Ammoniak-Produktion, etwa bei der Herstellung von Düngemittel. Den dort aktiven Unternehmen ist gemein, dass sie sehr energieintensiv arbeiten, massiv unter den hohen Gaspreisen leiden und deshalb die Produktion gedrosselt wird. Kohlensäure ist deshalb derzeit kaum zu haben oder sehr teuer.


Energieverbände fordern Geothermie-Erschließungsgesetz 

Deutschland muss bei der Wärmewende laut einem Bündnis aus Energieverbänden noch entschiedener vorangehen. Die Tiefe Geothermie habe als grundlastfähige und klimaneutrale Technologie das Potenzial, einen großen Teil des hiesigen Wärmebedarfs zu decken. Deshalb forderte das Bündnis die Politik dazu auf, "ein Geothermie-Erschließungsgesetz zu erlassen, um den schnellen und verstärkten Ausbau der Tiefen Geothermie zu ermöglichen". Die aktuelle Energiekrise mache den Handlungsdruck vor allem im Wärmesektor deutlich. "Grüne Fernwärme ist der Katalysator für das Erreichen der Klimaziele in den Städten", erklärte John Miller vom Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK (AGFW). "Geothermie spielt dabei eine zentrale Rolle, bleibt allerdings bisher oft in Planung und Bürokratie stecken."


Russland will 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich umleiten 

Russland will das Erdgas, das es bislang nach Europa verkauft hat, künftig nach China leiten. Die geplante Pipeline Kraft Siberiens 2 werde die Ostseepipeline Nord Stream 2 ersetzen, sagte der russische Energieminister Alexander Nowak im russischen Fernsehsender Rossija-1. Am Rande des Gipfeltreffens der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Usbekistan sagte Nowak, Russland werde 50 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich an China liefern. Die Verträge würden in Kürze unterzeichnet, sagte Nowak in Usbekistan. 50 Milliarden Kubikmeter entsprächen ungefähr der maximalen Kapazität der Pipeline Nord Stream 1 - 55 Milliarden Kubikmeter.


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September 16, 2022 11:09 ET (15:09 GMT)