Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zur Energieversorgung und -sicherheit in Deutschland:


Norwegen sieht möglichen EU-Gaspreisdeckel "skeptisch" 

Norwegen, das inzwischen der wichtigste Gaslieferant der EU ist, hat sich kritisch zu einem in Brüssel diskutierten Preisdeckel für Gas geäußert. "Wir (...) stehen einem Höchstpreis für Gas skeptisch gegenüber", sagte Norwegens Regierungschef Jonas Gahr Störe am Montag nach einem Telefonat mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Ein Höchstpreis ändert nichts an dem grundsätzlichen Problem, nämlich dass es in Europa zu wenig Gas gibt." Die EU-Energieminister hatten sich am Freitag für eine Reihe von Notfallmaßnahmen zur Abfederung der Explosion der Energiekosten ausgesprochen, zur Diskussion stehen auch Preisgrenzen beim Gasimport. Die EU-Kommission hatte eine Deckelung nur für Gas aus Russland vorgeschlagen. Mehrere Länder, darunter Italien, plädieren jedoch dafür, einen Höchstpreis für alle Gaseinfuhren festzulegen.


BDEW fordert von Regierung weniger Planwirtschaft beim Lade-Ausbau 

Die deutsche Energiewirtschaft fordert von der Bundesregierung weniger Planwirtschaft beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Der innerhalb der Bundesregierung zur Abstimmung stehende Masterplan Ladeinfrastruktur II setze "noch zu sehr auf Regulierung und staatliche Planung. Wir müssen weg von langwierigen Prüfaufträgen und ineffizienten Fördermaßnahmen", so der BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. Wichtig wäre eine deutlichere Orientierung an der Unterstützung des privatwirtschaftlichen Ausbaus. Hilfreich wären zudem die Bereitstellung von Flächen des Bundes, Vereinfachungen bei den Förderprogrammen und schnellere Genehmigungsverfahren. Insgesamt sei das Ladeangebot aber viel besser als die öffentliche Diskussion vermuten lasse. Schon heute könnten mit den vorhandenen Ladesäulen bis zu 6 Millionen Elektroautos versorgt werden. Aktuell fahren rund 760.000 vollelektrische Pkw auf Deutschlands Straßen.


Nordsee-Staaten vereinbaren Offshore-Windausbau 

Die Nordseeanrainer wollen den Ausbau von Offshore-Windenergie laut Bundeswirtschaftsministerium gemeinsam beschleunigen. In einer Erklärung der Energieminister und -innen mit der EU-Energiekommissarin wurden demnach Ausbauziele für die Nordsee-Region von 76 GW bis 2030, 193 GW bis 2040 und 260 GW bis 2050 vereinbart. Das entspreche mehr als 85 Prozent des EU-weit erforderlichen Offshore-Ausbaus bis 2050, um das EU-Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Zudem sei auf dem Ministertreffen der Nordsee-Energiekooperation in Dublin angekündigt worden, künftig verstärkt hybride Offshore-Projekte zu entwickeln, die Windparks und Interkonnektoren vereinen und an mehrere Mitgliedstaaten angebunden sind. Zusammen mit einer besseren Koordinierung von Flächen- und Netzplanung solle so künftig ein eng verbundenes Offshore-Netz entstehen.


Umwelthilfe: EU-Parlament sollte Förderung von Agrokraftstoffen beenden 

Kurz vor der entscheidenden Abstimmung im EU-Parlament zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die EU-Abgeordneten aufgefordert, sich gegen eine Weiterführung der europäischen Agrosprit-Politik zu stemmen. "Der Einsatz von Agrokraftstoff führt dazu, dass jeden Tag fast 19 Millionen Flaschen Raps- und Sonnenblumenöl, 14 Millionen Flaschen Palm- und Sojaöl und Weizen im Umfang von umgerechnet 15 Millionen Brotlaiben in Europa als Sprit in Autotanks landen", so die DUH. "Angesichts der globalen Lebensmittelknappheit und Preisinflation bei Lebensmitteln muss das Verbrennen von Lebensmitteln als sogenannter Agrokraftstoff sofort gestoppt werden." Seit über 10 Jahren werden in der EU Agrokraftstoffe aus Raps, Soja und Getreide fossilem Diesel und Benzin beigemischt, angereizt durch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie. Darin wird Agrokraftstoff als "erneuerbare Energie" eingestuft.


Grüne dringen auf Ökostrom-Ausbau in Bayern 

Die Grünen haben die Forderungen aus Bayern nach längeren Akw-Laufzeiten erneut zurückgewiesen und dringen stattdessen auf mehr Engagement beim Ökostrom-Ausbau. Statt sich an der Atomfrage abzuarbeiten, sollte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) lieber "dringend mal den Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern voranbringen", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Franziska Brantner (Grüne), am Montag im Deutschlandfunk. "Das würde uns wirklich helfen", hob sie hervor. Mit Blick auf die Atomkraft stellte sie klar, mit den Entscheidungen von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für eine Akw-Notfallreserve sei sichergestellt, dass "wir wenn nötig auf Abruf einen Streckbetrieb machen können". Allerdings solle dies nur bei tatsächlichem Bedarf geschehen, denn man solle keine Risiken durch einen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken eingehen, "wenn es nicht nötig ist".

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September 12, 2022 08:51 ET (12:51 GMT)