ESG-Index-ETFs: Wirklich nachhaltige Investitionen?

ESG-konforme ETFs zielen darauf ab, in Unternehmen zu investieren, die gute Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken umsetzen, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Oder zumindest solche, die es etwas besser machen als andere. Eine Botschaft, die für Anleger, die sich um die Auswirkungen ihrer Ersparnisse kümmern, recht verlockend ist. In Wirklichkeit sind diese ETFs jedoch ziemlich wenig selektiv. Hier eine Erklärung.

Verantwortungsvolles Investieren gehört zu den großen Anlagethemen. Zumindest in Europa, da ESG-ETFs etwa 20% des Marktes ausmachen. Zum Beispiel hat sich Amundi, der führende französische Vermögensverwalter, verpflichtet, ab dem nächsten Jahr 40% seiner Produktpalette in ESG-ETFs anzubieten. In den USA, die sich von nachhaltigen Themen eher noch fernhalten, ist dies komplizierter. 

Der ESG-Ansatz ist heute sehr breit gefächert. In Wirklichkeit ist er nicht wirklich selektiv, da er nur eine begrenzte Liste von Unternehmen in Sektoren ausschließt, die unter ESG-Aspekten als kritisch gelten. ESG-ETFs sind in erster Linie zeitgemäße Sparprodukte. Nehmen Sie zum Beispiel den iShares MSCI World Energy Sector ESG UCITS ETF. Dieser ETF wurde nach eigenen Angaben "für Anleger entwickelt, die ein Engagement im globalen Energiesektor anstreben und die Kohlenstoffintensität und potenzielle Emissionen reduzieren möchten". Dennoch ist mehr als die Hälfte des Fondsvolumens in Ölwerte investiert: Shell, TotalEnergies, ConocoPhillips, Exxon Mobil, Chevron, Oneok, Phillips und Schlumberger. Offensichtlich gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem, was gesagt wird, und der Realität.

Wie können so viele Ölwerte in einem ESG-ETF enthalten sein? Dieser ETF investiert in den globalen Energiesektor. Öl ist, abgesehen von allen Nachhaltigkeitsüberlegungen, ein wesentlicher Bestandteil dieses Sektors. Daher ist es schwer vorstellbar, den globalen Energiesektor ohne Öl zu replizieren. Andererseits gibt es eine Best-in-Class-Strategie, die darin besteht, Unternehmen zu halten, die sich trotz ihrer Zugehörigkeit zu einem kritisierten Sektor durch ihre ESG-Leistungen auszeichnen. Diese Strategie wird bei dem oben genannten ETF nicht angewendet, wird aber häufig von Managern verwendet, um die Präsenz kritisierter Unternehmen in nachhaltigen Fonds zu rechtfertigen. Es gibt auch andere Strategien wie Best Effort, die Investitionen in Unternehmen erlauben, die im Laufe der Zeit eine Verbesserung ihrer ESG-Leistung zeigen.

Diese Strategien sind jedoch möglicherweise nicht so effektiv, wie sie scheinen. Im Folgenden sehen Sie, dass die Leistungen zwischen ESG-ETFs und ihren nicht-ESG-Pendants fast identisch sind. Dies liegt daran, dass die ausgeschlossenen Unternehmen nur ein sehr begrenztes Gewicht in der Zusammensetzung des Index haben. Nehmen wir zwei Beispiele mit den Indizes Stoxx Europe 600 und S&P 500.

Beim Stoxx Europe 600 überlagern sich die beiden Kurven fast perfekt, so dass die rote Linie kaum noch zu sehen ist. Der ESG-ETF umfasst 480 der 600 Unternehmen des Stoxx Europe 600, einschließlich der Hauptgewichtungen:

Beim iShares S&P 500 ESG UCITS ETF haben wir etwas weniger Rückblick, da er relativ neu ist. Die Dynamik ist jedoch ähnlich: Der ETF ist in 315 Unternehmen des S&P 500 investiert, wobei bestimmte Unternehmen ausgeschlossen sind, die in Kohle, Tabak, Waffen, Militärverträge und Ölsande involviert sind. Aber auch hier dominieren die Hauptgewichtungen (insbesondere die "Big Seven"), und die Leistung im Vergleich zum Index ist fast identisch:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ESG-ETFs bestimmte Ausschlüsse vornehmen, aber der Grad der Selektivität variiert und es noch immer Diskussionen darüber gibt, welche Unternehmen oder Sektoren definitiv ausgeschlossen werden sollten. Strategien wie Best in Class oder Best Effort, obwohl sie darauf abzielen, ESG-Praktiken zu fördern, ermöglichen manchmal die Beibehaltung von Unternehmen in kontroversen Sektoren. Andererseits ist die Nähe der Renditen von ESG- und Nicht-ESG-ETFs auf die Gewichtung der wichtigsten Indexgewichte zurückzuführen, die sogar in den ESG-Versionen zunehmen können, da die Anzahl der ausgewählten Unternehmen begrenzt ist.

Die drei größten ESG-ETFs

1/ iShares MSCI World SRI UCITS ETF

Dieser ETF gibt Unternehmen mit den besten Bewertungen in Bezug auf ESG-Kriterien Priorität. Sein verwaltetes Vermögen beträgt 7,1 Milliarden Euro. Zu den Hauptkomponenten gehören Microsoft, Nvidia, Tesla, Verizon Communications und Home Depot. ISIN: IE00BYX2JD69

2/ Xtrackers MSCI World ESG UCITS ETF

Dieses Produkt repliziert den MSCI World Low Carbon SRI Leaders Index. Zu den Hauptkomponenten gehören amerikanische Technologieunternehmen wie Microsoft, Nvidia, Alphabet, Tesla usw. Das verwaltete Vermögen beträgt 6,6 Milliarden Euro. ISIN: IE00BZ02LR44

3/ JPMorgan Global Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF

Dieser ETF wird aktiv verwaltet. Die Auswahl wird von zwei Managern getroffen. Das Screening basiert auf Standards und Werten sowie auf Mindestinvestitionsschwellen in Unternehmen, die positive ESG-Merkmale aufweisen. Auch hier sind die Hauptgewichtungen Unternehmen wie Apple, Microsoft, Nvidia und ähnliche. Das verwaltete Vermögen übersteigt 5,5 Milliarden Euro. ISIN: IE00BF4G6Y48