Brüssel (Reuters) - Die EU-Staaten haben der Ukraine weitere militärische Unterstützung vor allem bei Munition zugesichert. Auf dem EU-Gipfel beschlossen die Staats- und Regierungschefs am Donnerstag der Ukraine innerhalb eines Jahres eine Million Schuss Artillerie-Munition zu liefern.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der per Video zugeschaltet war, forderte, dass die EU schnell mehr Panzer, Munition und Kampfjets liefern solle. In Brüssel gab es eine Debatte darüber, wie die Munition beschafft werden soll und ob die EU den Mitgliedstaaten über die sogenannte Friedens-Fazilität mehr Geld für Waffenlieferungen an die Ukraine bereitstellen sollte. "Wir wollen zusätzliche 240 Million Euro", sagte Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki vor Gipfelbeginn.

Der zweitägige EU-Gipfel in Brüssel begann mit einer Diskussion mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres über die weltweiten Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine. In einigen Entwicklungsländern braue sich "ein perfekter Sturm" zusammen, warnte er. Auch Kanzler Olaf Scholz betonte, man müsse sich um die Energie- und Nahrungsmittelversorgung auf der Südhalbkugel kümmern. Deshalb sei es so wichtig, dass ukrainischer Weizen weiter auf die Weltmärkte kommen könne.

In der am Donnerstagnachmittag verbreiteten Gipfelerklärung wird der Ukraine versichert, dass die EU-Staaten ihre Anstrengungen zur Ausrüstung der Ukraine im Kampf gegen Russland verstärken würden. Gleichzeitig wurde versichert, dass man auch dem EU-Beitrittskandidaten Moldau helfen werde, sich gegen russische Destabilisierungsversuche zu verteidigen.

Strittig ist in der EU bei der Hilfe für die Ukraine, ob Waffen von der EU gemeinsam eingekauft werden, wie die Kommission und einige kleinere EU-Mitglieder dies wollen. Die Bundesregierung favorisiert, dass die Beschaffung in großen Teilen weiter über nationale Kontakte mit den Rüstungsfirmen läuft, weil dies schneller gehe. Sie hatte am Mittwoch erneut angeboten, die eigenen Beschaffungsverträge für andere EU-Staaten zu öffnen.

Die EU-Außen- und Verteidigungsminister hatten am Montag vereinbart, eine Milliarde Euro für die rasche Lieferung von Granaten und Raketen aus vorhandenen Beständen und eine weitere Milliarde Euro für gemeinsame Bestellungen der EU-Länder für weitere Geschosse bereitzustellen. Das Geld stammt aus dem von der EU-Kommission verwalteten Fonds, der ursprünglich für die Jahre 2021-27 mit fünf Milliarden Euro ausgestattet werden sollte. Die EU hat bereits zusätzlich zwei Milliarden Euro bereitgestellt, um der Ukraine weitere Militärhilfe zukommen zu lassen. Nun soll es einen weiteren Nachschlag von 3,5 Milliarden Euro geben. In der Bundesregierung hieß es dazu, dass man gerne wissen wolle, woher das Geld kommen solle. Im EU-Haushalt stehe erst noch eine Überprüfung an. Erst dann werde man sehen, "ob und was es überhaupt noch für Möglichkeiten gibt, Mittel umzuschichten", hieß es in der Regierung.

Vor allem die baltischen Regierungschefs warnten vor einer Aufweichung der EU-Sanktionen gegen Russland. Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas forderte die G7-Staaten im Gegenteil auf, den Preisdeckel für russisches Öl weiter zu senken, um Moskau die Einnahmen zur Fortführung des Krieges in der Ukraine zu entziehen. In der Debatte über die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine wiegelte Kallas ab. Die Ukrainer betonten derzeit, dass sie vor allem Munition bräuchten.

(Bericht von Andreas Rinke, Andrew Gray, Alan Charlish; redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)