Frankfurt (Reuters) - Die EZB schaut sich laut Chefvolkswirt Philip Lane hauptsächlich die Kreditvergabe und die Anleihemärkte an, um die Finanzierungsbedingungen im Euro-Raum zu bewerten.

Ein solcher Fokus stimme mit den Hauptmethoden überein, die Zentralbanken zur Steuerung der Finanzkonditionen nutzten, sagte Lane am Montag in einer Rede. Notenbank-Chefin Christine Lagarde hatte am Donnerstag nach der Zinssitzung versprochen, dass die EZB auch weiterhin für günstige Finanzierungsbedingungen sorgen werde. Insidern zufolge gibt es unter den Ratsmitgliedern aber unterschiedliche Auffassungen, wie sich das am besten messen lässt.

Von der Einschätzung der Finanzierungsbedingungen hängt unter anderem ab, in welchem Umfang die Europäische Zentralbank (EZB) Anleihen im Rahmen ihres Pandemieprogramms PEPP aufkauft. "Die EZB schaut sich routinemäßig eine große Bandbreite an Messlatten an", sagte Lane. Prominent im Blick stehe dabei, mit welchen Bedingungen Kunden konfrontiert seien, die Bankkredite benötigten und wie die Bedingungen für Unternehmen aussehen, die sich über die Anleihemärkte zu finanzieren versuchten, fügte er hinzu. Laut den Insidern ist geplant, dass die Euro-Wächter darüber im Rahmen der Zinssitzung am 10. und 11. März auf einem Seminar beraten.

Manche Ratsmitglieder sehen eine zu starke Betonung der Anleihemärkte kritisch. Denn sie befürchten, dass die EZB mit ihren Bondskäufen, die für niedrige Zinsen am Kapitalmarkt sorgen, den Ländern auf die Dauer Anreize für eine solide Haushaltspolitik nehmen könnten. Lane bekräftigte unterdessen frühere Aussagen von EZB-Chefin Lagarde, dass die Notenbank womöglich das anvisierte Volumen ihres Anleihekaufprogramms PEPP nicht ausschöpfen müsse, sollten günstige Finanzierungsbedingungen auch mit weniger Käufen gesichert werden.