Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Volkswirtschaft des Euroraums benötigt nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde noch für längere Zeit die Unterstützung von Fiskal- und Geldpolitik. In einem live übertragenen Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte Lagarde, gegenwärtig herrsche immer noch an eine große Unsicherheit über den Pandemieverlauf, an eine Zinserhöhungen 2022 sei jedenfalls nicht zu denken. Zufrieden äußerte sich die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) mit den Auswirkungen der höheren Anleihekäufe im Rahmen des Pandemiekaufprogramms PEPP.

"Wir sind überhäuft mit Unsicherheiten", sagte Lagarde. Kein Tag vergehe ohne noch eine Veränderung, ohne neue Schwierigkeiten bei den Impfungen oder höhere Krankenhausbelegungszahlen. "Wir sind der Ansicht, dass sowohl fiskalische als auch geldpolitische Stützung notwendig sind und notwendig sein werden, bis die Pandemie-Krise vorbei ist", sagte sie.

Lagarde verglich die Wirtschaft mit einem Kranken, der zwar die schlimmste Krise hinter sich habe, aber noch an zwei Krücken gehe. "Man wird ihm keine der beiden Krücken wegnehmen wollen - weder die fiskalische, noch die geldpolitische - eher der Patient wirklich gut gehen kann", sagte Lagarde und fügte hinzu: "Für mich heißt das: Unterstützung bis weit in die Erholung hinein."

Auf die direkte Frage, ob es Pläne für eine Zinserhöhung 2022 gebe, sagte die EZB-Präsidentin: "Das ist ein viel zu kurzer Zeithorizont, wenn sie mich fragen." Die EZB gebe eine sehr, sehr klare Forward Guidance, sowohl bezüglich ihrer Anleihekaufprogramme als auch in Bezug auf Zinsanhebungen. "Klarer können wir nicht sein."

Auf die Frage, ob sie mit den gegenwärtigen Finanzierungsbedingungen zufrieden sein, antwortete sie unter Bezug auf die höheren PEPP-Anleihekäufe: "Was wir im März beschlossen haben, hatte einen Einfluss, und hat diesen Einfluss immer noch."

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April 14, 2021 11:35 ET (15:35 GMT)