Wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Protokollen der Zinssitzung vom Dezember hervorgeht, kreiste die Diskussion darum, ob sich die Inflation länger als erwartet halten könnte. Ein solches Szenario ist demnach aus der Sicht einiger Währungshüter nicht auszuschließen. Dabei verwiesen sie darauf, dass die EZB bei ihrer Projektion für die Inflationsentwicklung in den Jahren 2023 und 2024 bereits dicht am Inflationsziel von 2,0 Prozent steuere. Da diese Vorhersage mit Aufwärtsrisiken behaftet sei, könne gut und gerne ein Wert über der Zielmarke herauskommen.

Die EZB-Ökonomen sagten für 2022 eine durchschnittliche Teuerungsrate in der Währungsunion von 3,2 Prozent voraus. 2023 soll sie dann auf 1,8 Prozent fallen und 2024 auf diesem Niveau verharren. Laut Protokollen wurde von einigen Sitzungsteilnehmern darauf gedrungen, dass die EZB ihre Bereitschaft betone, notfalls "alle Instrumente" in ihrem geldpolitischen Werkzeugkasten anzupassen. Damit solle sichergestellt werden, dass die Inflation mittelfristig bei 2,0 Prozent stabilisiert werde.

Mehrere Notenbanker haben Insidern zufolge Teile der jüngsten Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht mitgetragen. EZB-Chefin Christine Lagarde hat eine rasche Zinswende, wie sie in den USA bald erwartet wird, für den Euroraum jedoch weitgehend ausgeschlossen. Mit Blick auf die Dezember-Zinssitzung betonte sie jüngst, der EZB-Rat sei zu dem Schluss gekommen, dass weiterhin eine laxe geldpolitische Linie nötig sei.

Die Inflation im Euro-Raum war im Dezember auf ein erneutes Rekordhoch gestiegen. Angetrieben von teurer Energie kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 5,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In den Reihen der Euro-Hüter sind zuletzt allerdings Warnungen vor einer länger anhaltenden hohen Inflation laut geworden.