Frankfurt (Reuters) - EZB-Vizechef Luis de Guindos warnt angesichts der noch nicht überwundenen Virus-Krise vor einer übereilten Rücknahme der finanz- und geldpolitischen Konjunkturhilfen für die Euro-Zone.

Die Behörden stünden vor einer schwierigen Entscheidung, sagte der Stellvertreter von Notenbankchefin Christine Lagarde am Mittwoch dem Wirtschafts- und Währungsausschuss (ECON) des EU-Parlaments. Eine zu frühe Beendigung der Hilfen könne eine Insolvenzwelle auslösen mit schweren Folgen für die Wirtschaft und die Banken. Sollten dagegen die staatlichen und geldpolitischen Stützungsschritte zu lange bereitgestellt werden, würden womöglich nicht tragfähige Firmen am Leben erhalten.

"Gegenwärtig sind die Risiken, die mit einer frühen Rücknahme der Maßnahmen verknüpft sind, höher als die Gefahren, die mit der Beibehaltung der Stützungsschritte verbunden sind", sagte de Guindos. Mögliche negative Folgen, die eine Aufrechterhaltung der Hilfen mit sich bringen könnte, müssten aber im Blick behalten werden. Gleichzeitig stellte de Guindos den EU-Abgeordneten in Aussicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) während der Pandemie auch weiter einer unerwünschten Verschärfung der Finanzierungsbedingungen entgegen treten wird. "Das ist Teil unserer Verpflichtung auf kurze Sicht bis die Pandemie vorüber ist," sagte er.

Zuletzt hatte unter den Währungshütern der EZB eine Debatte eingesetzt, ab wann möglicherweise damit begonnen werden könne, die großangelegten Notfall-Anleihenkäufe der Notenbank im Rahmen des PEPP getauften Programms auslaufen zu lassen. Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot rechnet mit einer robusten Konjunkturerholung, wie er unlängst in einem Reuters-Interview sagte. Sollte das eintreten, könne die EZB womöglich ab dem dritten Quartal langsam ihre Notfall-Käufe herunterfahren. Sein griechischer Ratskollege Yannis Stournaras hatte sich dagegen deutlich skeptischer geäußert.