London (Reuters) - Die EZB geht laut ihrem Chefvolkswirt Philip Lane davon aus, dass die zuletzt anziehende Inflation nächstes Jahr wieder nachlassen wird.

Die Notenbank erwarte, dass die Preissteigerungsrate 2022 im Euroraum im niedrigen Bereich über der Ein-Prozent-Marke liegen werde, sagte der Ire am Mittwoch auf einem Online-Panel. In den Projektionen der Zentralbank vom März sei bereits die Erwartung mit eingeflossen, dass mit zunehmenden Impffortschritten auch die Wirtschaft wieder schrittweise geöffnet werden könne. Ein Zurückfahren der Anleihenkäufe der Notenbank werde von der Entwicklung der Inflation und der Finanzierungsbedingungen abhängen. In den Prognosen der EZB-Volkswirte hatten diese für 2021 eine Inflation von 1,5 Prozent vorhergesagt, gefolgt von 1,2 Prozent 2022. Im Juni werden aktualisierte Projektionen vorgelegt.

Zuletzt ist der Preisauftrieb stärker in Gang gekommen: Im April stiegen die Lebenshaltungskosten binnen Jahresfrist um 1,6 Prozent. Das Ziel der Europäischen Zentralbank von knapp unter zwei Prozent rückt damit wieder ein Stück weit näher. Diese Marke verfehlen die Währungshüter bereits seit Jahren. Die Notenbank rechnet zwar damit, dass der aktuelle Preisschub nur vorübergehend ist. EZB-Vize Luis de Guindos hält es aber für möglich, dass die Teuerung zum Ende des laufenden Jahres zeitweise bei über zwei Prozent liegt.