Von Andreas Kißler

FRANKFURT/BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Elektroindustrie erwartet für 2021 eine Zunahme der Produktion um 5 Prozent nach einem Rückgang um 7 Prozent 2020. Damit würden etwa zwei Drittel der Verluste aus dem vergangenen Jahr aufgeholt, stellte der ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie fest. Das Krisenjahr 2020 habe auch die Elektrobranche hart getroffen, bei allen wichtigen Kennziffern musste sie Verluste hinnehmen. "Dennoch hat sich die Elektroindustrie etwas besser geschlagen als manch andere Branche des verarbeitenden Gewerbes", erklärte ZVEI-Präsident Gunther Kegel.

Der Umsatz ging nach seinen Angaben im Vergleich zu 2019 um 6 Prozent zurück. Mit 180 Milliarden Euro erreichten die Erlöse demnach nur das Niveau von 2016. Die Zahl der Beschäftigten sei dank Kurzarbeit nur moderat auf 873.000 zurückgegangen. Zuletzt sei noch jeder Achte in Kurzarbeit gewesen. Eine Rückkehr der Kennziffern zum Vorkrisenniveau erwartet der Verband im Laufe des Jahres 2022. Diese Prognosen unterlägen allerdings hohen Unsicherheiten. Hierzu gehöre auch die Frage, wie lange der aktuelle Lockdown andauern oder ob er sogar erneut verschärft werde.

"Ein harter Lockdown der Industrie muss vermieden werden", forderte Kegel. "Nicht Härte, sondern differenzierte Schutzmaßnahmen entscheiden über die erfolgreiche Pandemie-Bekämpfung." Einen Grund für die vergleichsweise gute Position der Branche sah der Verbandspräsident in der immer stärkeren Elektrifizierung und Digitalisierung. Der Trend hin zu einer "All-Electric-Society" sei eng verbunden mit der Bewältigung des Klimawandels - einer Herausforderung, der man nicht durch Verbote und Verzicht begegnen könne, sondern nur mit breitem Einsatz technologischer Innovationen.

Hier sah Kegel die Elektroindustrie in einer Schlüsselposition. Um die Chancen der All-Electric-Society besser nutzen zu können, sollte die Politik dringend nachjustieren, forderte er aber. "Wenn grüner Strom der primäre Energieträger wird, muss er entlastet werden", mahnte der ZVEI-Präsident. "Daher halten wir an unserer Forderung fest: Die EEG-Umlage muss jetzt rasch gesenkt und perspektivisch abgeschafft werden, der CO2-Preis dagegen steigen." Auch müssten klimafreundliche Technologien in der Breite eingesetzt werden. Die Infrastruktur müsse dringend ausgebaut werden.

Der Vorsitzende der ZVEI-Geschäftsführung, Wolfgang Weber, warnte davor, die Diskussion über Grenzschließungen in Europa fortzuführen. "Der grenzüberschreitende Warenverkehr ist kein wesentlicher Faktor im Pandemiegeschehen und muss aufrechterhalten bleiben", sagte er. "Anderenfalls droht Europa erneut ein massiver wirtschaftlicher Einbruch." Schon von Januar bis November 2020 seien die Branchenexporte der Elektroindustrie nach Europa um 6,5 Prozent auf rund 118 Milliarden Euro und in die Eurozone um 8,4 Prozent auf knapp 58 Milliarden Euro gesunken.

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January 28, 2021 04:34 ET (09:34 GMT)