PRESSEMITTEILUNG

26. Oktober 2021

Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet vom Oktober 2021

  • Richtlinien für die Gewährung von Unternehmenskrediten weitgehend unverändert und für die Vergabe von Wohnungsbaukrediten verschärft
  • Kreditnachfrage der Unternehmen und privaten Haushalte erneut gestiegen
  • Geldpolitische Maßnahmen der EZB stützen weiterhin Kreditbedingungen und Kreditvergabevolumen

Laut der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet vom Oktober 2021 blieben die Kreditrichtlinien(d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Kreditgewährung) für Unternehmenskredite (inklusive Kreditlinien)im dritten Quartal 2021 weitgehend unverändert. Per saldo meldeten nur 1 % der Banken eine Veränderung (siehe Abbildung 1). Die Vergaberichtlinien für Wohnungsbaukredite an private Haushaltewurden indes insgesamt verschärft (Nettoanteil von 8 % der befragten Banken), während jene für Konsumentenkredite und sonstige Kredite an private Haushalteunter dem Strich nahezu konstant blieben (hier gab ein Nettoanteil von -1 % der Banken eine Lockerung an). Den Banken zufolge hatte die niedrigere Risikoeinschätzung vor dem Hintergrund der sich aufhellenden Wirtschaftsaussichten per saldo einen lockernden Effekt auf die Richtlinien für Ausleihungen an Unternehmen wie auch an private Haushalte. Von der Risikotoleranz, den Refinanzierungskosten und der Bilanzsituation der Banken ging indes ein neutraler Einfluss auf die Vergaberichtlinien für Unternehmens- und Konsumentenkredite aus, aber ein insgesamt verschärfender Effekt auf die Richtlinien für Wohnungsbaukredite. Für das vierte Quartal 2021 erwarten die Banken eine Verschärfung der Richtlinien für die Vergabe von Unternehmens- und Wohnungsbaukrediten. Bei den Konsumentenkrediten wird indes mit einer leichten Lockerung gerechnet.

DieBedingungen für die Neukreditvergabe der Banken insgesamt(d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Kreditbedingungen) wurden im dritten Quartal 2021 bei Unternehmenskrediten per saldo leicht gelockert, bei Wohnungsbaukrediten verschärft und bei Konsumentenkrediten weitgehend unverändert belassen. Die Margen für durchschnittliche Kredite wurden nach Angabe der Banken in allen Kreditkategorien per saldo weiter verengt. Auch die Margen für risikoreichere Wohnungsbaukredite wurden

Übersetzung: Deutsche Bundesbank

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verringert, während sie bei risikoreichen Unternehmenskrediten ausgeweitet wurden und bei risikoreicheren Konsumentenkrediten unverändert blieben.

Die befragten Banken meldeten für das dritte Quartal 2021 insgesamt einen geringfügigen Anstieg der Nachfrage nach Unternehmenskrediten und Inanspruchnahme von Kreditlinien(siehe Abbildung 2). Der Finanzierungsbedarf der Unternehmen für Anlageinvestitionen leistete das zweite Quartal in Folge einen positiven Beitrag zur Kreditnachfrage. Diese wurde zudem durch den Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel, Fusionen und Übernahmen, Umfinanzierungen und Umschuldungen sowie das niedrige allgemeine Zinsniveau gestützt. Zugleich gaben die befragten Banken an, dass sich der Zugang der Unternehmen zu internen und externen alternativen Finanzierungsquellen per saldo negativ auf die Kreditnachfrage auswirkte. Auch die Nachfrage nach Wohnungsbaukreditensowie nach Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten an private Haushaltenahm im dritten Quartal 2021 per saldo zu. Auftrieb erhielt sie durch das gestiegene Verbrauchervertrauen und das niedrige allgemeine Zinsniveau. Bei den Wohnungsbaukrediten wurde die Nachfrage außerdem durch die günstigen Aussichten an den Wohnimmobilienmärkten angekurbelt, während gestiegene Ausgaben für Gebrauchsgüter die Nachfrage nach Konsumentenkrediten beflügelten. Für das vierte Quartal 2021 rechnen die Banken insgesamt mit einer weiter steigenden Nachfrage nach Unternehmenskrediten und Krediten an private Haushalte.

Der Zugang der Banken im Euroraum zur Finanzierung über Kundeneinlagen und über die Finanzmärkte verbesserte sich nach Einschätzung der befragten Banken im dritten Quartal 2021 erneut. Darüber hinaus gaben die Banken an, dass sich das Programm der EZB zum Ankauf von Vermögenswerten (APP), das Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) und die dritte Reihe gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte (GLRG III) allesamt weiterhin positiv auf ihre Liquiditätsposition und die Finanzierungsbedingungen am Markt auswirkten. Zugleich beeinträchtigten die Wertpapierankäufe der EZB und der negative Zinssatz für die Einlagefazilität der Umfrage zufolge die Ertragslage der Banken, und zwar in erster Linie über ihren Einfluss auf das Nettozinseinkommen. Dieser Effekt wurde jedoch durch das zweistufige System der EZB für die Verzinsung von Überschussreserven und das GLRG-III-Programm abgemildert. Die Wertpapierankäufe und der negative Zinssatz für die Einlagefazilität wirkten per saldo in Richtung einer Lockerung der Kreditbedingungen und hatten einen positiven Effekt auf die Kreditvolumen, insbesondere bei den Unternehmenskrediten. Die GLRG-III-Geschäfte bewirkten insgesamt eine Lockerung der Kreditrichtlinien und schlugen sich in allen Darlehenskategorien positiv auf das Kreditvolumen nieder.

Die viermal im Jahr durchgeführte Umfrage zum Kreditgeschäft wurde vom Eurosystem entwickelt, um einen besseren Einblick in das Kreditvergabeverhalten der Banken im Euroraum zu gewinnen. Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die Ergebnisse der Umfrage vom Oktober 2021 auf Veränderungen im dritten Quartal des laufenden Jahres sowie auf Veränderungen, die für das Schlussquartal 2021 erwartet

Übersetzung: Deutsche Bundesbank

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werden. Die Befragung wurde vom 20. September bis zum 5. Oktober 2021 durchgeführt. An der Umfrage nahmen 146 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 %.

Medienanfragen sind an Silvia Margiocco zu richten (Tel. +49 69 1344 6619).

Anmerkung

  • Ein Bericht zur Umfrage kannhierabgerufen werden. Auf dieser Website finden sich auch der Fragebogen, ein Glossar und ein Handbuch zur Umfrage mit Informationen zu den Datenreihenschlüsseln.
  • Die Datenreihen für das Euro-Währungsgebiet und die einzelnen Länder sind über das Statistical Data Warehouseder EZB abrufbar. Der Zugang zu den von den jeweiligen nationalen Zentralbanken veröffentlichten nationalen Ergebnissen findet sich hier.
  • Nähere Informationen zur Umfrage zum Kreditgeschäft finden sich in: P. Köhler-Ulbrich, H. Hempell und S. Scopel, The euro area bank lending survey, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 179, 2016.

Abbildung 1

Veränderung der Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite (inklusive Kreditlinien) und Einflussfaktoren

(prozentualer Saldo der Banken, die eine Verschärfung der Kreditrichtlinien meldeten, und Einflussfaktoren)

Quelle: EZB (Umfrage zum Kreditgeschäft).

Anmerkung: Der prozentuale Saldo ist definiert als die Differenz zwischen der Summe der jeweiligen Anteile (in Prozent) der Banken, die mit "deutlich verschärft" und "leicht verschärft" antworteten, und der Summe der Anteile (in Prozent) der Banken, die "etwas gelockert" und "deutlich gelockert" angaben. Die Position "sonstige Faktoren" umfasst etwaige weitere Faktoren, die den Banken zufolge einen Einfluss auf die Kreditrichtlinien hatten.

Übersetzung: Deutsche Bundesbank

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Abbildung 2

Veränderung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten (inklusive Kreditlinien) und Einflussfaktoren

(prozentualer Saldo der Banken, die einen Anstieg der Nachfrage meldeten, und Einflussfaktoren)

Quelle: EZB (Umfrage zum Kreditgeschäft).

Anmerkung: Bei den Fragen zur Kreditnachfrage ist der prozentuale Saldo definiert als die Differenz zwischen der Summe der jeweiligen Anteile (in Prozent) der Banken, die mit "deutlich gestiegen" und "leicht gestiegen" antworteten, und der Summe der Anteile (in Prozent) der Banken, die "leicht gesunken" und "deutlich gesunken" angaben.

Europäische Zentralbank

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Tel.: +49 69 1344 7455, E-Mail:media@ecb.europa.eu

Internet:www.ecb.europa.eu

Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.

Übersetzung: Deutsche Bundesbank

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Deutsche Bundesbank published this content on 26 October 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 26 October 2021 14:15:09 UTC.