Der deutsche Leitindex Dax gab zum Wochenstart um 0,6 Prozent auf 14.443 Punkte nach. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 lag 0,4 Prozent tiefer bei 3962 Zählern. Anleger sähen das Kursniveau beim Dax als zu teuer an, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Online-Broker CMC-Markets. "Da die Inflation allerdings einen Hochpunkt ausgebildet hat, dürfte das Abwärtspotenzial um einiges geringer als im Sommer sein." Auch die US-Futures deuteten auf einen schwächeren Handelsstart hin.

Die Aussicht auf eine schrittweise Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft hatte zuvor die chinesischen Börsen angetrieben. Die Finanzmetropole Shanghai kündigte an, dass sie Corona-Tests für den Zugang zu den meisten öffentlichen Plätzen ab Dienstag abschaffen werde. Die Regierung in Peking wolle in Kürze eine Reihe weiterer Schritte Richtung Entspannung ankündigen, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

FOKUS AUF NOTENBANKEN

Auch die anstehenden Zinsentscheide warfen ihre Schatten voraus und hielten Anleger von Aktienkäufen ab. "Die ganz großen Impulse dürften erst die Notenbank-Sitzungen in der kommenden Woche liefern", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Von daher wird spannend, ob so kurz vor dem Jahresende jetzt doch verstärkt Gewinnmitnahmen einsetzen." Nächste Woche entscheiden die US-Notenbank, die Europäische Zentralbank und die Bank of England über ihren weiteren Zinskurs im Kampf gegen die hohe Inflation.

In der Führungsetage der Europäischen Zentralbank mehren sich unterdessen die Stimmen, die für die nächste Zins-Sitzung eine weniger aggressive Gangart erwarten. So rechnet etwa der irische Zentralbankchef Gabriel Makhlouf damit, dass auf der EZB-Ratssitzung am 15. Dezember wahrscheinlich eine Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt beschlossen wird, nach zwei Jumbo-Zinsschritten von jeweils 0,75 Prozentpunkten. In den USA hatten dagegen überraschend robuste US-Arbeitsmartdaten zuletzt die Zinssorgen erneut angefacht.

ÖL NACH OPEC-TREFFEN UND STARTSCHUSS FÜR PREISDECKEL IM PLUS

Auf den Rohstoffmärkten könnten die Lockerungen der Corona-Restriktionen die Nachfrage erhöhen, sagte Eddie Cheng, Anlage-Experte bei Allspring Global Investment. Die Preise für Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium und Zink zogen am Montag bereits rund ein Prozent an.

Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee und US-Leichtöl WTI verteuerten sich jeweils um drei Prozent auf 88,10 und 82,39 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die Staaten des Ölverbunds Opec+ hatten am Sonntag beschlossen, die noch bis Ende 2023 reduzierten Fördermengen beizubehalten. "Das Ölkartell reagiert damit auf die Unsicherheit durch den Preisdeckel der Europäischen Union für russisches Erdöl", sagte CMC Markets-Analyst Konstantin Oldenburger. Der österreichische Energieexperte Walter Boltz rechnet damit, dass das EU-Ölembargo gegen Russland die Preise für einige Wochen um bis zu 20 Prozent nach oben hieven könnte.

FLATEXDEGIRO IM SINKFLUG

Bei den Einzelwerten brach FlatexDegiro um fast 30 Prozent ein, nachdem der Onlinebroker am Wochenende erneut seine Umsatz- und Ergebnisziele für 2022 gesenkt hatte. Zugleich hatte der SDax-Konzern einen Umbau von Vorstand und Risikomanagement bekannt gegeben, weil die Finanzaufsicht Bafin Mängel in Geschäftspraktiken und Unternehmensführung festgestellt hatte. "Eine katastrophale Nachricht am Samstagabend", sagte ein Händler.

Die Aktien von Vodafone zogen in London um bis zu 2,2 Prozent an. Aktionäre freute, dass Nick Read Ende des Jahres seinen Chef-Posten bei dem britischen Mobilfunkkonzern aufgibt. Die Ankündigung folge der jüngsten Gewinnwarnung, konstatierten die Analysten der Credit Suisse. Eine voraussichtlich stärkere Fokussierung auf das operative Geschäft sahen sie positiv.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)