Frankfurt (Reuters) - Ermutigende Firmenbilanzen locken Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurück.

Selbst der überraschend deutliche Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung brachte die Börsen am Freitag nicht von ihrem Erholungskurs ab. Der Dax stieg um ein halbes Prozent auf 15.234 Punkte und der EuroStoxx50 um 0,1 Prozent auf 4001 Zähler. Für weitere Kursgewinne fehlten allerdings die notwendigen Impulse, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Gleichzeitig verhindere die anhaltende Rekordjagd an der Wall Street größere Rücksetzer.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt schrumpfte wegen der Coronavirus-Beschränkungen zum Jahresauftakt um 1,7 Prozent. Analysten hatten lediglich mit einem Minus von 1,5 Prozent gerechnet. "Bislang war es der Industrie möglich, die Verluste im Dienstleistungssektor aufzufangen", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Damit war nun aber Schluss." Grund hierfür sei unter anderem der Chip-Mangel, der den Automobilbau ausbremse.

Am Rohöl-Markt prägten Corona-Sorgen die Stimmung. Wegen explodierender Infektionen in Indien verbilligte sich die Sorte Brent aus der Nordsee um 0,8 Prozent auf 67,99 Dollar je Barrel (159 Liter). "Die Erholung der Nachfrage verläuft ungleichmäßig und der Anstieg der Fälle in Indien ist eine Mahnung, dass ein Test der Marke von 70 Dollar verfrüht wäre", kommentierten die Analysten des Research-Hauses Energy Aspects.

MTU UND ASTRAZENECA IM AUFWIND - BARCLAYS UND BNP IM MINUS

Mit einem Plus von fast vier Prozent war MTU Spitzenreiter im Dax. Der Triebwerks-Hersteller habe in einem Pandemie-bedingt schwierigen Umfeld ein solides Quartalsergebnis vorgelegt, sagte Analyst Joachim Kotze vom Research-Haus Morningstar. Er traue dem Unternehmen die Ausweitung seiner Marktanteile zu.

In London stiegen Investoren bei AstraZeneca ein und verhalfen den Papieren des Pharmakonzerns zu einem Kursplus von 3,6 Prozent. Das Unternehmen legte ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vor. Lediglich der operative Gewinn habe etwas enttäuscht, kommentierte Analyst Peter Welford von der Investmentbank Jefferies. Er halte das bekräftigte Ziel für das Netto-Ergebnis 2021 weiterhin für etwas konservativ.

Den Titeln von Barclays drohte dagegen mit einem Minus von bis zu 7,5 Prozent der größte Tagesverlust seit einem Jahr, obwohl das britische Bankhaus seinen Gewinn vervielfachte. Börsianer monierten die überraschend hohen Kosten. Aus dem gleichen Grund konnte auch BNP Paribas überraschend starke Geschäftszahlen nicht in Kursgewinne ummünzen. Die Titel des Geldhauses fielen in Paris um 1,5 Prozent.

LICHT UND SCHATTEN BEI ERSTNOTIZEN

Ein verhaltenes Börsendebüt legte Synlab hin. Die Papiere der Laborkette notierten am Vormittag bei 18,49 Euro, 2,7 Prozent über ihrem Ausgabepreis von 18 Euro. Die Papiere waren bei der 772 Millionen Euro schweren Emission am unteren Rand der Angebotsspanne zugeteilt worden.

Besser lief es für Darktrace in London. Die Titel des Spezialisten für Cyber-Sicherheit stiegen auf bis zu 359,65 Pence. Das ist ein Plus von 44 Prozent zum Ausgabepreis von 250 Pence. Die Emission ist umgerechnet bis zu 190 Millionen Euro schwer.