Frankfurt (Reuters) - Angetrieben von Kursgewinnen bei Europas größtem Softwarekonzern SAP hat der deutsche Aktienindex am Dienstag zugelegt.

Nach dem Rücksetzer in der vergangenen Woche kamen immer mehr Dax-Anleger an die Börse zurück und trieben den deutschen Leitindex um ein Prozent auf bis zu 18.059 Punkte. Der EuroStoxx50 zog ähnlich stark auf bis zu 4979 Zähler an.

"Dass die Zinsen längere Zeit höher bleiben werden und das wahrscheinlich auch für die Inflation gelten wird, ist bekannt und in die Kurse mittlerweile eingepreist", konstatierte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Broker CMC Markets. "Nun geht es um das Mikro-Thema der anstehenden Berichtssaison, in der man insbesondere die großen Unternehmen darauf abklopfen wird, ob sie ihre teilweise ambitionierten Bewertungen auch weiterhin rechtfertigen können."

Die Geschäftszahlen von SAP sorgten an der Börse für Freude: Die Aktie des Walldorfer Softwarehauses zog um bis zu 5,2 Prozent an, so stark wie zuletzt nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen vor drei Monaten. "Zwar ist SAP mit einem Verlust in dieses Jahr gestartet, was aber nicht schwächeren Umsätzen, sondern dem Umbau und Fitmachen des Unternehmens für die Zukunft mit Künstlicher Intelligenz geschuldet war", sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Zudem sei der Softwarekonzern Opfer seines eigenen Erfolgs geworden und müsse nun wegen des stark gestiegenen Aktienkurses höhere Boni auszahlen. Punkten konnte SAP vor allem mit einem Rekordplus beim Auftragsbestand für das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft.

US-TECHRIESEN IM FOKUS

Mit Spannung warteten Anleger nun auf die im Wochenverlauf anstehenden Geschäftszahlen von US-Techkonzernen wie der Facebook-Mutter Meta, dem IT-Konzern IBM sowie der Google-Mutter Alphabet. Die Unsicherheit über die Ergebnisentwicklung der US-Tech-Riesen hielt zuvor die Kursgewinne an der Börse in Tokio in Schach. UBS hatte am Montag die Bewertung der sogenannten Big Six-US-Technologiewerte herabgestuft und davor gewarnt, dass die Gewinnwachstumsdynamik in den nächsten Quartalen "zusammenbrechen" könnte.

Börsianer seien insgesamt aber wieder risikofreudiger, konstatierte Mohit Kumar, Stratege bei Jefferies. "Es besteht immer noch eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Geopolitik und der steigenden US-Realrenditen, aber wir sind optimistischer als noch vor einer Woche." Dies zeigte sich auch im Goldpreis, der weiter nachgab. Der Preis für das Edelmetall sank um bis zu 1,5 Prozent auf 2.292 Dollar pro Feinunze. Da die Nachfrage nach als sicher geltenden Anlagen sinke, nähmen Anleger nach dem Rekordlauf Gewinne mit, sagte Tim Waterer, Analyst bei KCM Trade.

Positive Impulse gab es auch auf der Konjunkturseite. So ist etwa die Wirtschaft der Euro-Zone einer Umfrage zufolge im April so kräftig gewachsen wie seit einem knappen Jahr nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex stieg um 1,1 auf 51,4 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte. Das ist der höchste Wert seit elf Monaten.

Bei den Einzelwerten schoss unterdessen der Mischkonzern Associated British Foods um mehr als neun Prozent nach oben. Die Mutter des Billig-Modehändlers Primark erwartet nach einem Ergebnissprung im ersten Halbjahr nun ein "signifikantes Wachstum" beim Jahresgewinn. Zuvor hatte der Konzern lediglich "deutliche Fortschritte" beim Gewinn prognostiziert. Das Kursplus trug dazu bei, den britischen FTSE 100 auf ein Rekordhoch zu treiben. Zudem schoben ein schwächeres Pfund sowie Kursgewinne bei Rüstungsaktien den Bluechip-Aktienindex an.

Dagegen schickte ein überraschend starker Gewinnrückgang Randstad in Amsterdam auf Talfahrt. Die Aktien der weltgrößten Arbeitsvermittlung rutschten um bis zu 7,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit eineinhalb Jahren ab. Die Branche leidet darunter, dass Arbeitnehmer wegen der unsicheren Marktbedingungen das Risiko eines Jobwechsels lieber vermeiden und Arbeitgeber geringere Gehaltserhöhungen anbieten.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von . Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)