LUXEMBURG (awp international) - In der Eurozone ist die Inflationsrate im Juli über die Marke von zwei Prozent gestiegen. Im Jahresvergleich legten die Verbraucherpreise um 2,2 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag nach einer ersten Schätzung in Luxemburg mitteilte. Dies ist die höchste Inflationsrate seit Oktober 2018. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich mit einem Anstieg auf 2,0 Prozent gerechnet.

Im Juni hatte die Teuerungsrate noch bei 1,9 Prozent gelegen. Im Monatsvergleich fielen die Preise im Juli um 0,1 Prozent.

Besonders deutlich stiegen im Juli abermals die Energiepreise, die zum Vorjahresmonat um 14,1 Prozent zulegten. Alle anderen Produktkategorien verteuerten sich dagegen unterdurchschnittlich.

Die Jahresrate für die Kerninflation ging unterdessen von 0,9 Prozent auf 0,7 Prozent zurück. Dies war von Ökonomen erwartet worden. Die Kerninflation gilt vielen Ökonomen als aussagekräftiger für den grundsätzlichen Preistrend, da schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Trotz des jüngsten Anstiegs signalisierte die EZB zuletzt eine Fortsetzung ihrer sehr lockeren Geldpolitik. Die Notenbank erklärte die jüngste Entwicklung mit vorübergehenden Faktoren, die eine Folge der Corona-Krise seien. Sie rechnet aber in den kommenden beiden Jahren mit Inflationsraten, die merklich unter dem Inflationsziel von zwei Prozent liegen.

Von den grossen Ländern der Eurozone hat Deutschland im Juni die höchste Rate. Sie lag berechnet mit dem europäischen Verbraucherpreisindex HVPI bei 3,1 Prozent. Dies liegt vor allem an der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung im 2. Halbjahr des Vorjahres. Dadurch ist die Vergleichsbasis niedriger. In Frankreich sank die Jahresrate hingegen auf 1,6 Prozent und in Italien auf 0,9 Prozent.

"Von einem breit angelegten Preisauftrieb kann bislang nicht die Rede sein", kommentierte Ulrich Wortberg, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Er verweist auf die gesunkene und moderate Kern-Teuerungsrate. "Vor diesem Hintergrund gibt es für die EZB keinen Grund, von ihrer expansiven Geldpolitik abzurücken." Die zuletzt deutlich gestiegenen Inflationserwartungen sollten aber nicht aus den Augen verloren werden, fordert Wortberg. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, verweist auf die höheren Energiepreise und den Materialmangel, der sich ebenfalls auf die Konsumentenpreise niederschlage. "Bereits zu Jahresbeginn 2022 dürfte der Inflationsspuk vorbei sein", erwartet Gitzel./jsl/jkr/jha/