KÖLN (dpa-AFX) - Dem Kölner Gesundheitsdezernenten Harald Rau zufolge ist kaum absehbar, wie viele Corona-Fälle künftig unerkannt bleiben dürften, wenn der Einsatz von PCR-Tests auf Menschen aus bestimmten Gruppen konzentriert wird. Die Gesundheitsämter könnten nicht seriös beziffern, wie viele PCR-Tests bislang auf positive Schnelltests zurückgingen, denn eine entsprechende Erfassung gebe es nicht, sagte Harald Rau auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Im Umkehrschluss sei auch nicht abschätzbar, wie hoch eine künftige Nichterfassung via PCR-Tests durch die neuen Pläne der Bundesregierung sein dürfte.

Wegen der rasant steigenden Infektionszahlen reichen die Kapazitäten für die besonders genauen PCR-Tests nicht mehr aus. Bund und Länder haben deshalb am Montag vereinbart, deren Einsatz auf Menschen aus Corona-Risikogruppen und Beschäftigte zu konzentrieren, die sie betreuen und behandeln - in Kliniken, Pflegeheimen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Zum Freitesten sollen zertifizierte Antigen-Schnelltests reichen, die als weniger zuverlässig gelten.

"Pauschal zu sagen, das Rationieren oder Priorisieren der PCR-Tests führt zu einer steigenden Gefahr, würde ich so nicht unterstreichen", sagte Rau mit Blick auf die vielfach kritisierten Pläne. "Es wäre eine größere Gefahr für die vulnerablen Menschen, wenn deren Umfeld nicht mehr hochvalide getestet werden könnte."

Zwar bedeute das Zurückfahren von PCR-Testungen für bestimmte Gruppen in jedem Fall eine Untererfassung, die mit Blick auf den Infektionsschutz nicht unbedenklich sei. Allerdings müsse man angesichts der rapide ansteigenden Zahlen abwägen und zu dem Schluss gelangen, es sei richtig, die verfügbare Kapazität zu konzentrieren auf den "Schutz derer, die ihn am meisten brauchen", so Rau.

Er gab zudem zu bedenken, dass ab einer gewissen Höhe die exakte Bestimmung der Inzidenz keine steuernde Wirkung mehr entfalte: "Ob wir in einer Kommune nun beispielsweise 1200 oder 1400 haben, ist fast nicht mehr entscheidungsrelevant."/jjk/DP/mis