Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Die Klima-, Umwelt- und Energieminister der G7-Staaten wollen ihre Anstrengungen zum Klimaschutz verstärken und die Stromversorgung bis 2035 weitgehend ohne den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid gewähren. Bei ihrem Treffen in Berlin einigten sich die sieben führenden westlichen Industriestaaten (G7) erstmals darauf, die Kohleverstromung zu beenden. Allerdings wird in dem gemeinsamen Kommunique zum Abschluss des Treffens kein Datum für den Kohleausstieg genannt.

Die G7-Staaten wollen ihre Klimaambitionen steigern, indem sie etwa ihre Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien erhöhen, nicht-CO2-Subziele aufstellen wie etwa beim Methanausstoß oder die Implementierung der 2030er Klimaziele beschleunigen. Insgesamt wollen die Staaten ihr Handeln verstärken, um die Ziele der Pariser und Glasgower Klimaabkommen zu Begrenzung der Erderwärmung einzuhalten.

Außerdem erkennen die G7-Staaten erstmalig an, dass sie vulnerable Länder im Umgang mit Schäden und Verlusten durch den Klimawandel stärker unterstützen müssen. Bei der Klimafinanzierung verpflichten sich die G7 zudem erstmalig, die Klimafinanzierung für Anpassung in Entwicklungsländern bis 2025 gemeinsam mit anderen Staaten zu verdoppeln.

Die Staaten verständigten sich zudem darauf, die direkte internationale öffentliche Finanzierung fossiler Energieträger bis Ende 2022 zu beenden. Auch sollen "ineffiziente" fossile Subventionen bis 2025 beendet werden.


   Energiehilfen wegen Ukraine-Krieg zeitlich begrenzen 

In dem Zusammenhang räumten die G7 ein, dass die Subventionen für fossile Energieträger, wie die Staaten sie aktuell ihren Bürgern und Unternehmen wegen der hohen Energiepreise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gewähren, im Widerspruch zu den Pariser Klimazielen stehen.

"Dennoch wollen wir, dass unsere Entlastungsmaßnahmen zeitlich begrenzt und gezielt sind und wir bekräftigen unser Engagement für die Abschaffung ineffizienter Subventionen für fossile Brennstoffe bis 2025", heißt es in dem Kommunique. Um die Erreichung des gemeinsamen Klimaziels zu beschleunigen, wollen die Länder dann erforderliche Maßnahmen ergreifen.

Außerdem wurde in der Erklärung festgehalten, dass jene Staaten, die Atomkraft nutzen, darin ein Potenzial sehen, um "erschwingliche kohlenstoffarme Energie bereitzustellen und als Quelle für Grundlaststrom und Netzflexibilität zur Sicherheit der Energieversorgung beizutragen". Anders als Deutschland setzen viele G7-Staaten in der aktuellen Energiekrise auf Atomverstromung.

Für den Industriesektor haben die G7 sich auf eine vertiefte Zusammenarbeit zur Reduktion des CO2-Ausstoßes verständigt. Dabei erzielte man ein gemeinsames Verständnis für die Definition "fast emissionsfreier" Produktion von Stahl und Zement sowie auf einen Werkzeugkasten für Dekarbonisierung des Industriesektors.


   Klimaneutralität im Verkehrssektor 

Für den Verkehrssektor verständigten sich die Staaten auf eine Dekarbonisierung "in hohem Maße" bis zum Jahr 2030. Zur Erreichung dieses Zieles wollen die G7 den Verkauf, Anteil und Benutzungsgrad von sogenannten "Zero Emission Vehicles" im laufenden Jahrzehnt bedeutsam erhöhen.

Im Bereich Wasserstoff wollen die sieben führenden westlichen Industriestaaten bei Markthochlauf, Entwicklung, Regulierung und Förderung von Wasserstofflieferketten kooperieren.

Die Bundesregierung hat sich von dem G7-Treffen ein Bekenntnis zum Ende der klimaschädlichen Kohleverstromung und zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs erhofft. Deutschland setzt auf einen Kohleausstieg bis 2030.

Deutschland hat in diesem Jahr die Präsidentschaft der G7 inne. Zur G7 gehören außerdem noch die USA, Japan, Kanada, Großbritannien, Italien und Frankreich.

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May 27, 2022 07:00 ET (11:00 GMT)