Während der US-Marktführer aus Detroit am Mittwoch für das laufende Jahr einen stabilen Gewinn prognostizierte und damit an der Wallstreet für ein kleines Kursplus sorgte, schlug der kleinere Rivale aus Dearborn mit einem enttäuschenden Ausblick seine Anleger in die Flucht. Die Ford-Aktie sackte um rund zehn Prozent ab. Zusammen sind beide US-Autokonzerne an der Börse aber nur noch etwas mehr als halb soviel wert wie der Elektroautobauer Tesla, dessen Bewertung auf 160 Milliarden Dollar gestiegen ist.

Während die Aktie des Elektroautopioniers aus dem Silicon Valley zuletzt Rekorde in Serie feierte, weil Anleger ihm inzwischen zutrauen, mit batteriegetriebenen Autos dauerhaft Gewinne zu erwirtschaften, müssen die traditionellen Autobauer enorme Summen für den Wechsel in das Elektrozeitalter stecken.

Allein 2,2 Milliarden Dollar investiert GM in sein Werk in Detroit-Hamtramck, um dort elektrische Pick-up-Trucks und SUV zu bauen. Ab 2021 soll dort auch die Elektroversion des Monster-Pick-up Hummer vom Band rollen. Zudem hat sich der Konzern den Batterielieferanten LG Chem an die Seite geholt, um in Lordstown im Bundesstaat Ohio eine Fabrik für Batteriezellen mit einer Jahreskapazität von mehr als 30 Gigawattstunden hochzuziehen.

Auch Tesla steckt viele Milliarden in die weltweite Expansion seiner Produktion. Bei Anlegern schürt das Hoffnungen auf eine glanzvolle Zukunft des Tech-Konzerns - dagegen werden herkömmliche Autobauer an der Börse eher mit Vorsicht gesehen.

STABILER MITTELZUFLUSS

Im laufenden Jahr rechnet GM im Kerngeschäft mit einem Mittelzufluss zwischen sechs und 7,5 Milliarden Dollar. Damit wäre im besten Fall sogar etwas mehr drin als die 6,5 Milliarden Dollar, die GM im vergangenen Jahr nach eigenen Berechnungen erwirtschaftet hätte, wenn die Automobilgewerkschaft UAW die Produktion im Schlussquartal nicht für vier Wochen lahmgelegt hätte. Den dadurch entstandenen Schaden gab General Motors mit 3,6 Milliarden Dollar an. Den Gewinn vor Steuern und Restrukturierungsaufwand für das vierte Quartal bezifferte der Konzern auf gerade einmal fünf Cent je Aktie. Damit schnitt GM nur wenig besser als erwartet ab. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit einem Penny je Aktie gerechnet. Vor Jahresfrist hatte der Vorsteuergewinn bei 1,43 Dollar je Aktie gelegen.

Anders als GM stellte Ford für das erste Quartal einen Rückgang des bereinigten Betriebsgewinns um mehr als eine Milliarde Dollar in Aussicht, weil ein ganzes Bündel an Belastungen aus geringeren Fahrzeugvolumina, höheren Investitionen in die neue Mobilität und anhaltend hohen Garantiekosten zu Buche schlagen. Dabei seien mögliche Belastungen durch den Virus-Ausbruch in China noch nicht berücksichtigt, sagte Finanzvorstand Tim Stone.

Zugleich ist der Restrukturierungsplan, mit dem Ford-Chef Jim Hackett vor drei Jahren angetreten ist, noch lange nicht abgearbeitet. Bisher hat der Autobauer 3,7 Milliarden Dollar von den insgesamt angekündigten Kosten von elf Milliarden Dollar verdaut. Im laufenden Jahr sollen es weitere bis zu 1,4 Milliarden Dollar sein. Hinzu kamen im vierten Quartal Sonderbelastungen von 2,2 Milliarden Dollar für die Pensionspläne der Mitarbeiter, die Ford schon angekündigt hatte. Unterm Strich verbuchte der Konzern im Zeitraum Oktober bis Dezember einen Verlust von 1,7 Milliarden Dollar.

"Die Ergebnisse waren 2019 nicht in Ordnung", räumte Finanzchef Stone ein. Konzernchef Hackett sprach von der großen Herausforderung, einerseits die Trendwende im laufenden Geschäft herbeizuführen und gleichzeitig in Zukunftstechnologien wie batteriegetriebene und selbstfahrende Autos zu investieren. Er glaube nicht, dass der Konzern für immer ein Spagat zwischen alter und neuer Autowelt aushalte. "Dieses Unternehmen muss sich ändern", sagte Hackett. Um den Wandel zu einem Anbieter von Elektroautos voranzutreiben, hatte Ford im vergangenen Jahr seine Allianz mit Volkswagen erweitert.