Zürich (awp) - An den Generalversammlungen der grössten Schweizer Unternehmen in diesem Frühling wurden laut dem Beratungsunternehmen Swipra mehr Frauen in die Verwaltungsräte gewählt. Zudem genehmigten die Aktionäre höhere Cheflöhne.

Konkret erhöhte sich der Frauenanteil in den Verwaltungsräten der 100 grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen (SLI 100) auf 28,5 Prozent von zuvor 25,4 Prozent. Bei den im Leitindex SMI kotierten Firmen stieg der Anteil weiblicher Verwaltungsratsmitglieder sogar erstmals über einen Drittel auf 34,4 Prozent gegenüber 29,6 Prozent im Vorjahr, wie der am Donnerstag veröffentlichten Studie zu entnehmen ist.

Höhere Entschädigungen

Ebenfalls gestiegen sind die Löhne der Chefetagen. Zurückzuführen sei das auf einen "Corona-Nachholeffekt" bei den Boni. Im Zuge der Pandemie hatten laut Swipra knapp über die Hälfte der SPI-100-Unternehmen die Gesamtvergütung der CEOs für das Geschäftsjahr 2020 reduziert. 2021 seien die Löhne indes bei 74 Prozent der Firmen wegen den wieder erhöhten Boni angestiegen.

In absoluten Zahlen stieg die Gesamtvergütung der CEOs bei den SMI-Unternehmen um über einen Viertel auf 7,6 Millionen Franken im Median. Bei den Nicht-SMI-Firmen waren es 7,1 Prozent Lohnzuwachs auf 1,8 Millionen.

"Während zu Beginn von Corona die CEO-Löhne nach dem Prinzip der geteilten Last ("shared burden") gesunken sind, verpufft dieser Effekt nun wieder", erläuterte Christoph Wenk, Senior Partner bei Swipra, anlässlich einer Videokonferenz. Vor allem bedingt durch die höheren Boni habe damit das Einkommen der CEOs im Verhältnis zum durchschnittlichen Gehalt der Mitarbeitenden im Jahr 2021 wieder deutlich zugenommen.

Verdiente ein CEO 2020 im Schnitt "nur" gut das 24-Fache eines Mitarbeitenden, so war es im letzten Jahr knapp das 30-Fache des Durchschnittsverdienstes der Angestellten. Das Aktionariat hatte derweil wenig gegen die bessere Entlöhnung der Führungsriege einzuwenden. Die Gegenstimmen zu den Vergütungsberichten gingen gemäss der Auswertung auf 12,5 Prozent von zuvor 14,3 Prozent zurück.

Intransparenz bei ESG-Kriterien

Zudem würden immer mehr Unternehmen ESG-Kriterien an die Vergütungspläne der Geschäftsleitung knüpfen. Hier fehle es aber teilweise an genügender Transparenz, betonte Wenk. Bei den SLI-100-Firmen hätten zwar knapp die Hälfte ESG-Faktoren in die leistungsabhängigen Auszahlungen integriert, bei wiederum rund der Hälfte davon fehle es aber an nachvollziehbaren Kriterien, wie die Erreichung der Ziele gemessen werden oder die Höhe des Boni beeinflussen.

Swipra hat für die Auswertung zusammen mit dem Institut für Banking und Finance der Universität Zürich die Ergebnisse aller Generalversammlungen der SPI-100-Firmen analysiert, die zwischen dem 1. Juli 2021 und dem 14. Juni 2022 stattfanden.

sta/kw