Zum Auftakt des zweiten Halbjahrs machen einige Aktienanleger Kasse.

Dax und EuroStoxx50 verloren am Mittwoch jeweils ein knappes halbes Prozent auf 12.261 und 3224 Punkte, wobei ersterer am Morgen mit einer Technikpanne zu kämpfen hatte, die den Handel für mehrere Stunden lahmlegte. An der Wall Street bröckelte der US-Standardwerteindex Dow Jones 0,1 Prozent ab.

Sorgen bereitete Investoren vor allem die Entwicklung der Pandemie. "Das dritte Quartal beginnt mit Rekord-Neuinfektionen in den USA", sagte Anlagestratege Ian Williams vom Brokerhaus Peel Hunt. "Die beeindruckende Entwicklung des zweiten Quartals wird sich nur schwer wiederholen lassen." Beide Indizes hatten binnen dieses Vierteljahrs so stark zugelegt wie seit Jahren nicht.

Als weiteren Belastungsfaktor für die Anlegerstimmung nannte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, die wieder wachsenden Spannungen zwischen den USA und China. "Niemand möchte die beiden Staaten in einer verfahrenen Situation sehen. Der US-chinesische Handelskrieg im letzten Jahr hat nichts gebracht außer unnötige Verunsicherung."

Die im Tagesverlauf veröffentlichten Konjunkturdaten boten ein gemischtes Bild: So blieb der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge die Zahl der neu geschaffenen Stellen in den USA im Juni mit knapp 2,4 Millionen hinter der erhofften Marke von drei Millionen zurück. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland fiel dagegen geringer aus als befürchtet und die heimische Industrie arbeitet sich langsam aus der Krise heraus. Wegen der steigenden Corona-Infektionen in den USA beurteilten viele diese Zahlen aber zurückhaltend, warnten die Analysten der ING Bank.

GOLDPREIS AUF ACHT-JAHRES-HOCH - 1800ER MARKE IM BLICK

Die Verunsicherung der Investoren spiegelte sich im Höhenflug des Goldpreises wider. Die "Antikrisen-Währung" stieg um bis zu 0,5 Prozent auf ein erneutes Acht-Jahres-Hoch von 1788,96 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Da die Druckerpressen der Notenbanken weltweit auf vollen Touren liefen, sei der Sprung des auch als Inflationsschutz dienenden Edelmetalls über die psychologisch wichtige 1800er Marke nur eine Frage der Zeit, sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades.

Gefragt war auch Rohöl. Die Sorte Brent aus der Nordsee stieg dank eines überraschend starken Rückgangs der Lagerbestände um 1,6 Prozent auf 41,93 Dollar je Barrel (159 Liter). "Die Hauptsorge der Anleger gilt der Nachfrage und dem Einfluss des Coronavirus auf sie", sagte Analystin Louise Dickson vom Brokerhaus Rystad. "Daher wird jeder Hinweis auf eine Erholung des Bedarfs mir Kursgewinnen begrüßt."

ÜBERNAHMEFANTASIE UM CLARIANT

Bei den Unternehmen rückte Clariant ins Rampenlicht, nachdem der Schweizer "Tages-Anzeiger" über weit fortgeschrittene Fusionsgespräche des Chemiekonzerns berichtet hatte. Dem Analysten Markus Mayer von der Baader Helvea Bank zufolge wäre unter anderem ein Zusammenschluss mit Lanxess oder Evonik sinnvoll. Unabhängig davon können sich die Clariant-Eigner nach dem milliardenschweren Verkauf eines Geschäftsbereichs über eine Sonderdividende von drei Franken je Aktie freuen. Die Titel der Firma gewannen in Zürich 7,4 Prozent.

Unterdessen läuteten der Pharmakonzern Pfizer und sein deutscher Entwicklungspartner BioNTech nach ermutigenden Versuchsergebnissen die nächste Testphase eines Coronaimpfstoff-Kandidaten ein. Derartige Nachrichten seien Futter für die Optimisten, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Die Aktien der beiden Unternehmen gewannen daraufhin jeweils knapp fünf Prozent.