BERLIN (dpa-AFX) - Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen fordert zum Eindämmen der bedrohlichen Corona-Ausbreitung ein stärkeres Herunterfahren vieler Bereiche des öffentlichen Lebens. "Wir brauchen einen einheitlichen Teil-Lockdown in vielen Regionen des Landes, um die vierte Welle zu brechen", sagte der Bundestagsabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur vor Bund-Länder-Beratungen am Dienstag. Dies bedeute keine allgemeinen, sondern gezielte Schließungen dort, wo die Lage außer Kontrolle sei. "Schulen und Kitas sollten mit Masken und täglichen Tests aber möglichst offen bleiben." Für Ungeimpfte sollte es Kontaktbeschränkungen im Privaten wie im ersten Lockdown geben.

Neben Zugangsregeln nur für Geimpfte und Genesene (2G) und für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) in Geschäften, Beruf und Verkehr seien Schließungen von Gastronomie, Bars, Diskotheken sowie das Untersagen größerer Veranstaltungen nötig, sagte Dahmen - also auch von Publikum bei Bundesligaspielen. Die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr designierter Nachfolger Olaf Scholz (SPD) wollen am Dienstag mit den Ministerpräsidenten über mögliche weitere Maßnahmen beraten. Vorgesehen ist auch ein neuer Bund-Länder-Krisenstab.

Dahmen mahnte dringende Verbesserungen beim Krisenmanagement an. "Wir sind beim Impfen zu langsam, bei den Schutzmaßnahmen zu zögerlich und bei der Patientenverlegung aus überlasteten Klinken zu umständlich." Deswegen brauche es jetzt einen Krisenstab, der sich insbesondere sofort um die Impfkampagne kümmere. Angesichts der neuen Omikron-Variante des Coronavirus sollten 1,5 Millionen Menschen am Tag geimpft werden. "Das gelingt uns derzeit nicht, weil wir zu wenig Impfstoff haben und die vorhandenen Dosen ineffizient verteilen." In die Impfkampagne eingebunden werden sollten endlich auch Apotheken.

Mit Blick auf überlastete Intensivstationen forderte Dahmen: "Wir brauchen eine Rettungsluftbrücke quer durch das Land." Nötig sei, viel mehr, viel frühzeitiger und viel systematischer Patienten in weniger stark betroffene Gebiete zu verlegen. Das sei ein Kraftakt, den zentral der Bund organisieren müsse. Zuletzt habe es bis zu fünf Tage gedauert, bis eine kleinere Patientenzahl verlegt werden konnte./sam/DP/zb