Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Mit Blick auf die bevorstehenden Koalitionsgespräche und die neue Legislaturperiode hat der Handelsverband Deutschland (HDE) davor gewarnt, "die Revitalisierung der Stadtzentren zu vernachlässigen". Nach monatelangen Lockdowns sehe der Verband eine Investitionsoffensive für zukunftsfähige Innenstädte als unerlässlich an. Dabei forderte der HDE eine Möglichkeit zur Abschreibung von Innenstadt-Investitionen, um einen Anreiz für städtebauliche Maßnahmen zu setzen. "Unsere Innenstädte sind hart getroffen von den Auswirkungen der Corona-Krise. In der neuen Legislaturperiode müssen die Stadtzentren deshalb noch mehr in den Fokus der Politik rücken", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Nötig sei eine "nachhaltige Investitionsoffensive". Wichtig sei insbesondere, Anreize für zukunftsorientierte Maßnahmen zur Modernisierung und Instandsetzung zu schaffen. Wer in die Digitalisierung, Entwicklung und Nachhaltigkeit der Innenstädte investiere, solle unterstützt werden. "Infolge der Pandemie ist der Investitionsbedarf vor Ort in den Stadtkernen groß, doch Händlerinnen und Händler sind nach den langen Lockdowns wirtschaftlich ausgezehrt", betonte Genth. Sie könnten die notwendige Transformation nicht alleine stemmen.

Ein zentrales Förderinstrument könne durch die Schaffung eines Sonderabschreibungsprogramms entstehen. Auf Basis der im Einkommenssteuergesetz geregelten Absetzung für Abnutzung (AfA) sollten nach den Vorstellungen des Handels Sonderabschreibungen für das gesamte Gebiet der Innenstadt möglich sein. Eine solche "Sonder-AfA-Innenstadt" würde ohne direkte staatliche Förderung Investitionen in städtebauliche Maßnahmen anregen. Über einen Zeitraum von zwölf Jahren könnten 100 Prozent der jeweiligen Herstellungskosten abgesetzt werden. Auch Modernisierungsmaßnahmen im Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz ließen sich mit der Möglichkeit der Sonderabschreibung gezielt fördern.

Ansetzen müsse die künftige Bundesregierung allerdings auch in der bundesweiten Zusammenführung der Kompetenzen in der Innenstadtentwicklung, etwa durch die Gründung eines Bundesinstituts Innenstadt. "Zukunftsfeste Innenstädte, Ortskerne und Stadtteilzentren zu gestalten, ist eine Gemeinschaftsaufgabe", sagte Genth. Es gelte, alle Stadtakteure koordiniert einzubinden. Darüber hinaus hielt der HDE auch seine Forderung nach einem Sonderprogramm für die Innenstadtentwicklung mit jährlich mindestens 500 Millionen Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren aufrecht.

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October 18, 2021 03:36 ET (07:36 GMT)