Universitäten in Corona-Starre bereiten sich mit billigem Geld auf das Wintersemester vor.

Vor allem US-Unis wie Harward oder Stanford brachten in diesem Jahr deutlich mehr Anleihen auf den Markt als im Vorjahr und verschafften sich so finanzielle Mittel. Der Anstieg im Volumen von Universitätsanleihen fällt weitaus stärker aus als bei Unternehmsbonds. Nach Angaben des Finanzdienstleisters Dealogic wurden allein seit Jahresbeginn 11,4 Milliarden Dollar von den Hochschulen aufgenommen - mehr als doppelt so viel wie im gesamten Jahr 2019. "Was wir sehen, sind Vorsorge-Anleihen", sagte Fitch-Analystin und Hochschulexpertin Emily Wadwhani: Die Unis rüsteten sich so für neue Ausgangssperren im Herbst.

Schon jetzt hat das Coronavirus den Hochschulbetrieb weltweit drastisch verändert. Vorlesungen und Übungen wurden ins Internet verlegt, Studenten zogen zurück zu ihren Eltern, ausländische Studenten kommen kaum noch ins Land. Das macht sich vor allem bei den angelsächsischen Hochschulen auch finanziell bemerkbar. Denn anders als die deutschen Universitäten bekommen sie ihr Geld nicht in erster Linie vom Staat, sondern sind auch auf die Studiengebühren angewiesen. Weil aber Ausländer besonders hohe Studiengebühren zahlen und jetzt fernbleiben, sind die Löcher in den Bilanzen groß.

Zugleich ist Geld so billig wie nie. Die University of Virginia nahm im Juli 600 Millionen Dollar am Markt auf, um unter anderem Studentenwohnheime zu finanzieren. Sie zahlte dabei 2,256 Prozent Zinsen - bei einer Laufzeit von 30 Jahren. "Die Marktlage war unglaublich günstig", sagt J.J. Davis, bei der Universität zuständig für die Finanzen. "Wir haben Kapitalbedürfnisse jetzt und in der Zukunft und nutzen jetzt diese Chance." Insgesamt legten US-Unis nach Dealogic-Daten 24 Anleihen auf, dazu kommen Hochschulen aus Kanada, Brasilien, Singapur und Australien. Der gesamte Markt für Unianleihen liegt bei mehr als 50 Milliarden Dollar, 36,3 Milliarden davon entfallen auf US-Unis. Nie Nachfrage von Investoren ist groß: Die Renditen im S&P Municipal Bond Higher Education Index sanken auf 2,7 Prozent und sind damit so niedrig wie selten zuvor.

Zugleich weitet sich aber die Kluft zwischen den Spitzenunis und denen, die weniger bekannt sind. In diesem Jahr waren es die besonders gut bewerteten Hochschulen, die billiges Geld bekamen, wie Virginia, Harvard und Stanford. Weniger bekannte Universitäten müssten sich dagegen auf detaillierte Fragen der Investoren einstellen, was etwa die erwarteten Ausfälle bei den Studiengebühren angehe, sagte ein US-Banker. Die Ratingagentur Fitch geht davon aus, dass in den USA die Zahl der neuen Studenten um fünf bis 20 Prozent zurückgeht. "Es ist schwierig, ein Urteil zu treffen, wie sich das Unileben weiter entwickelt", sagte JPMorgan-Expert Fraser Dixon.