Frankfurt (Reuters) - Hoffnungen auf eine Lockerung der strengen Null-Covid-Politik in China treibt die europäischen Börsen an.

Der Dax notierte am Freitagvormittag 1,4 Prozent höher bei 13.317 Punkten, der EuroStoxx50 kletterte um 1,6 Prozent auf 3649 Zähler. Beiträge in den sozialen Medien, die auf eine Lockerung der Corona-Politik in der Volksrepublik im März hindeuteten, hatten bereits die ganze Woche über für Optimismus gesorgt. Am Freitag gaben Äußerungen von Guang Zeng, dem ehemaligen chinesischen Chefexperten für Epidemiologie, den Hoffnungen zusätzliche Nahrung. Analysten zeigten sich allerdings skeptisch. "Das Gerücht über mögliche Experimente mit der Abkehr von der chinesischen Null-Covid-Politik ist ein ziemlich fadenscheiniger Vorwand für die Rally", sagt Robert Carnell, ING-Chefvolkswirt für den Asien-Pazifik-Raum. Zumindest bis zum Frühling seien keine großen Lockerungen zu erwarten.

Die Investoren warteten auch mit Spannung auf die US-Jobdaten für Oktober, die laut Analysten den geringsten Stellenzuwachs seit fast zwei Jahren und einen leichten Anstieg der Arbeitslosenquote zeigen werden. Der robuste Arbeitsmarkt war einer der Faktoren, die es der US-Notenbank ermöglichten, die Zinssätze unablässig anzuheben. Die US-Futures stiegen um jeweils 0,6 Prozent und deuteten auf einen höheren Handelsstart an der Wall Street hin.

ÖLPREIS UND GOLD IM AUFWIND - DOLLAR RUTSCHT INS MINUS

Die Ölpreise waren entsprechend im Aufwind. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent stieg um 2,6 Prozent auf 97,17 Dollar je Barrel (159 Liter), die US-Sorte WTI verteuerte sich um drei Prozent auf 90,83 Dollar je Barrel. "Natürlich ist dies im Moment reine Spekulation, und das gestrige Dementi der Nationalen Gesundheitskommission scheint auf taube Ohren gestoßen zu sein, aber das scheint den Ölpreis nicht von seiner Rallye abzuhalten", sagte Stratege Craig Erlam vom Handelshaus Oanda zur Lage der Corona-Maßnahmen in China.

Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, rutschte dagegen erneut um ein halbes Prozent auf 112,46 Punkte ab. Angesichts der Dollar-Schwäche stieg auch der Goldpreis. Das gelbe Metall notierte 1,2 Prozent höher bei rund 1,65 Dollar je Feinunze.

Im Aufwind waren vor allem der Luxusgüter- und der Bergbausektor mit ihren starken Geschäften in China. Der Index der Bergbauwerte lag fast fünf Prozent im Plus. Luxusgüterriesen wie LVMH, Kering, Pernod Ricard, Hermes und Richemont kletterten zwischen 2,6 und 5,1 Prozent. Beim Gucci-Eigner Kering sorgte zudem ein Medienbericht über fortgeschrittene Gespräche über den Kauf der Modemarke Tom Ford für Impulse. Die Aktien von GN Store sprangen um 7,6 Prozent hoch, nachdem der Aktionär William Demant seine Anteile an dem dänischen Medizingeräte-Hersteller aufgestockt hatte.

In Deutschland stand Gea hoch im Kurs. Die Aktien des Maschinenbauers stiegen nach ermutigenden Quartalszahlen und einer angehobenen Jahresprognose um rund fünf Prozent. Auch Vonovia legte um 3,4 Prozent zu. Der Bochumer Immobilien-Riese erzielte in den ersten neun Monaten dieses Jahres ein deutliches Gewinnplus und bestätigte seine Prognose für 2022. Im SDax gewannen die Papiere von Krones knapp sechs Prozent, nachdem der bayerische Getränke-Abfüllanlagenbauer einen starken Auftragseingang für die ersten neun Monaten des Jahres vorgelegt hatte.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)