Diyarbakir/Ankara (Reuters) - Bei einem schweren Erdbeben in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien sind am Montag mehr als 500 Menschen ums Leben gekommen.

Allein im Süden der Türkei starben mehr als 280 Menschen und es gab über 2300 Verletzte, wie Vizepräsident Fuat Oktay erklärte. Mehrere Provinzen waren betroffen. Im Nordwesten Syriens würden mehr als 230 Tote und rund 600 Verletzte gezählt, hieß es aus Kreisen der Gesundheitsbehörden. In beiden Ländern stürzten zahlreiche Häuser ein, Retter suchten in den Trümmern nach Überlebenden. Die Erdstöße am frühen Morgen hatten laut der US-Bebenwarte eine Stärke von 7,8. Das Epizentrum lag nahe der südtürkischen Stadt Gaziantep. In Syrien waren die Provinzen Hama, Aleppo und Latakia betroffen. Viele Gebäude dort waren bereits im syrischen Bürgerkrieg beschädigt worden. Die Bundesregierung kündigte Hilfe an.

In Syrien erschwerten heftiger Regen und Schneeregen die Rettungsarbeiten. Die Gesundheitsbehörden forderten die Bevölkerung auf, Opfer in Notfalleinrichtungen zu bringen. Die Verletzten kämen in großer Zahl an, sagte ein Vertreter der Gesundheitsbehörden in Aleppo der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon. Zahlreiche Menschen würden im Freien in der Winterkälte ausharren müssen, erklärte ein Vertreter der Hilfsorganisation "Weißhelme". Aus der Türkei gab es Berichte von verletzten Menschen, die vor den Trümmern ihrer Häuser auf die Rettung von Angehörigen hofften.

Die Erdstöße dauerten eine Minute und waren in den frühen Morgenstunden bis nach Israel, Zypern und in den Libanon zu spüren. In Italien gab es zeitweilig für die Südküste eine Tsunami-Warnung, die am Morgen aufgehoben wurde. In der syrischen Hauptstadt Damaskus sowie in den libanesischen Städten Beirut und Tripoli flohen die Menschen aus Angst vor einem Einsturz aus ihren Wohnhäusern, berichteten Augenzeugen.

BAERBOCK: WERDEN RASCH HILFE AUF DEN WEG BRINGEN

Der syrische Präsident Baschar Al-Assad berief eine Krisensitzung seines Kabinetts ein, wie das Präsidialamt mitteilte. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefonierte nach Angaben seines Büros mit den Gouverneuren von acht betroffenen Provinzen und informierte sich über die Lage vor Ort und die Rettungsarbeiten. Der Katastrophenschutz des Landes schickte Rettungsteams und Versorgungsflugzeuge in die betroffenen Gebiete und löste einen Alarm der Stufe vier aus, mit dem um internationale Unterstützung gebeten wird.

Erste Hilfsangebote kamen unter anderem aus Deutschland, Israel und den USA. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock erklärte auf Twitter, ihre Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer und allen, die um ihre Familie, Freunde, Nachbarn bangten. "Wir werden mit unseren Partnern rasch Hilfe auf den Weg bringen." Das eng mit der syrischen Führung verbündete Russland erklärte, die eigenen Militäranlagen in Syrien seien bei dem Erdbeben nicht beschädigt worden.

Die US-Erdbebenwarte registrierte zudem mehrere Nachbeben. In der Türkei kommt es immer wieder zu - teils sehr folgenreichen - Erdbeben. So starben 1999 mehr als 17.000 Menschen bei einem Beben der Stärke 7,6.

(Bericht von Umit Ozdal und Ece Toksabay, geschrieben von Elke Ahlswede. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Ece Toksabay und Umit Ozdal