Moskau (Reuters) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) rät Russland angesichts der schwächelnden Konjunktur zu weiteren Zinssenkungen in den kommenden Monaten.

"Wir gehen davon aus, dass die Inflation noch für einige Zeit unter den Zielwerten liegen wird und empfehlen daher eine Lockerung der Geldpolitik in den kommenden Monaten", erklärte der IWF am Dienstag in seinem Länderbericht nach Beratungen mit den russischen Behörden. Wegen der Corona-Pandemie werde das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr voraussichtlich um 3,9 Prozent einbrechen. 2021 soll es dann zu einem Wachstum von etwa 2,5 Prozent reichen - "vorausgesetzt, die Covid-Situation normalisiert sich allmählich". Bislang war der IWF von plus 2,8 Prozent ausgegangen.

Möglicherweise falle die Konjunktur auch schwächer aus, sollten stärkere Lockdowns im Kampf gegen die Corona-Ausbreitung notwendig sein. "Darüber hinaus trüben geopolitische Spannungen die Aussichten", betonte der IWF.

Die russische Zentralbank hat ihren wichtigsten Zinssatz in diesem Jahr auf das Rekordtief von 4,25 Prozent gesenkt, um mit billigem Geld die Wirtschaft anzukurbeln. Das Land leidet nicht nur unter der Pandemie, sondern auch unter niedrigen Preisen für seinen Exportschlager Öl. Die Zentralbank könnte den Zins sogar unter die Marke von vier Prozent senken, sagte IWF-Russland-Experte Jacques Miniane. Spielraum dafür schaffe die vergleichsweise geringe Inflationsrate, die in der zweiten Hälfte des kommendes Jahres im Bereich von 3,0 bis 3,5 Prozent verharren dürfte.