BERLIN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Das Münchner Ifo-Institut hat angesichts der stockenden Unterstützung geschlossener Betriebe mit Corona-Hilfen flexiblere Instrumente gefordert. "Man könnte die Steuervorauszahlungen des letzten Jahres pauschal kürzen und den Firmen so helfen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Dazu könnten die Finanzämter einbezogen werden, die Kontakte zu allen Firmen hätten.

Fuest warnte vor einem radikalen Lockdown einschließlich geschlossener Industriebetriebe. "Es wäre Wahnsinn, die Industrie jetzt stillzulegen." Das dürfe man unter keinen Umständen tun. "Wir müssen die Industrie offen halten, wir können uns einen wirtschaftlichen Zusammenbruch nicht leisten." Es müssten ja auch weiter Hilfen gezahlt werden können für die geschlossenen Bereiche. "Wo soll das denn sonst herkommen", sagte Fuest.

Seit Wochen warten viele Unternehmer auf die Auszahlung der beantragten sogenannten Novemberhilfen. Damit wollte der Bund Betrieben eigentlich schnell unter die Arme greifen: Bis zu 75 Prozent des Vorjahresumsatzes sollen die Antragsteller erhalten. Zudem wurde ein Dezember-Hilfsprogramm aufgelegt.

Es sei kein Zustand, dass viele angekündigte Hilfen der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr noch nicht ausbezahlt worden seien, sagte Fuest. Er nahm aber auch die Behörden in Schutz, auf die in dieser Pandemie viel zukomme: "Das ist eine Belastungssituation, und deshalb ist es nicht überraschend, dass es da langsam geht."

Die Corona-Krise müsse nicht zwangsläufig zu einer Pleitewelle führen. Die betroffenen Branchen seien begrenzt. "Natürlich wird es mehr Insolvenzen geben", sagte Fuest. "Aber wir können ohne eine massive Insolvenzwelle durch diese Pandemie kommen, wenn wir es richtig angehen."/sfx/DP/jha