NEU DELHI (dpa-AFX) - In Indien können die Menschen nach gut zweieinhalb Monaten Pause seit Montag wieder in Restaurants essen, in Gotteshäusern beten, in Shoppingzentren einkaufen und in ihren Büros arbeiten - und das, obwohl die Corona-Neuinfektionen im Land gerade stark zunehmen. Das Innenministerium gab jedoch Einschränkungen bekannt: In Gotteshäusern dürfe es etwa keine Chöre oder Segnungen mit heiligem Wasser geben, in Moscheen müssten Gläubige ihre eigenen Gebetsteppiche mitnehmen. Außerdem müssten in Büros die Arbeitszeiten gestaffelt werden. An allen öffentlichen Orten sollten Maskenpflicht und Abstandsregeln gelten.

Gab es in der größten Demokratie der Welt zunächst eine der strengsten Ausgangssperren, liegt der Fokus der Regierung inzwischen auf Öffnung. Infolge des Lockdowns am 25. März wurden Millionen Menschen arbeitslos, viele haben Angst zu verhungern.

Indien liegt nach Zählung der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität auf Platz fünf der Länder mit den meisten Corona-Infektionen - nach den USA, Brasilien, Russland und Großbritannien. Vor dem Lockdown hatte Indien rund 500 Fälle und zehn Tote registriert. Inzwischen sind es mehr als 258 000 Infizierte und 7200 Tote. Zuletzt gab es immer wieder Tagesrekorde bei den Neuinfektionen.

Trotz der Öffnung haben etliche Fabriken örtlichen Medienberichten zufolge Mühe, Arbeitskräfte zu bekommen. Wegen des wochenlangen strikten Lockdowns haben Millionen Wanderarbeiter die großen Städte wie Neu Delhi oder Mumbai in Richtung ihrer Heimatdörfer verlassen.

Mit der Öffnung wird es voraussichtlich auch für Krankenhäuser schwerer. In den Millionenstädten Mumbai und Neu Delhi gibt es Engpässe bei den Betten und etliche Menschen mit Corona-Symptomen wurden abgewiesen./asg/DP/jha